Oskar Lafontaine - saarländisch, links und kämpferisch
Saarbrücken (dpa) - Oskar Lafontaine gehört zu den schillerndsten deutschen Politikern der vergangenen 20 Jahre. Immer wieder war der heute 68-Jährige für Schlagzeilen gut - ob politisch oder privat.
Zuletzt schaffte er es wegen der Liaison mit seiner deutlich jüngeren Parteigenossin Sahra Wagenknecht auch in die bunten Blättchen.
„Lafo“ - wie ihn viele nennen - ist nach wie vor ein Führungskopf der Bundes-Linken, auch wenn er vor einigen Jahren politisch in seine Heimat an die Saar zurückkehrte. Für Stimmenverluste seiner Partei bei den Landtagswahlen macht er die Piraten verantwortlich. „Ich hätte gerne etwas mehr gehabt, aber die Piraten haben uns ein paar Stimmen geklaut“, sagte der 68-Jährige am Sonntagabend.
Lafontaine wurde während des Zweiten Weltkriegs als Sohn eines Bäckers in Saarlouis geboren, der Vater starb kurz darauf als Soldat. Noch während seines Physik-Studiums trat er 1966 in die SPD ein und machte in der Partei schnell Karriere. Bereits zwei Jahre später saß er im Landesvorstand, 1970 bekam er ein Abgeordnetenmandat im Saar-Landtag. Seine Popularität im Saarland wuchs stetig, 1976 wurde er mit 32 Jahren Oberbürgermeister von Saarbrücken, als deutschlandweit Jüngster in diesem Amt. Bei der Landtagswahl 1985 holte Lafontaine die absolute Mehrheit und wurde Ministerpräsident (bis 1998).
In den 90er Jahren bestimmte er wesentlich die Geschicke der Sozialdemokratie im Bund, von 1995 an als Parteichef und 1998/99 als Bundesfinanzminister. Im Clinch mit dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder brach Lafontaine mit der SPD. 2005 gab er sein Parteibuch zurück und wechselte in die neu gegründete WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit). Nach der Bundestagswahl im September übernahm er zusammen mit Gregor Gysi den Vorsitz der Linken-Fraktion. Beide führten anschließend maßgeblich WASG und PDS zur Linkspartei zusammen. Von 2007 bis 2010 war der Saarländer neben Lothar Bisky ihr Bundesvorsitzender.
Lafontaine ist streitbar, angriffslustig und selbstbewusst. Als begnadeter Redner gibt er sich gerne als Anwalt der kleinen Leute. Kurz vor der Saar-Wahl forderte der 68-Jährige etwa erneut eine Millionärssteuer auf Bundesebene. „Dass das geht, habe ich als Ministerpräsident gezeigt.“ Kritiker werfen ihm aber auch Arroganz vor. Bei der Linken-Wahlparty 2009 in Saarbrücken etwa traf sich die Parteiprominenz in einem extra VIP-Zelt, in dem Weißwein und Häppchen gereicht wurden. Die Basis feierte bei Bier und Bratwurst.
Lafontaine musste mehrere persönliche Schicksalsschläge bewältigen. Im Wahlkampf 1990 stach ihn eine geistig verwirrte Frau nieder, 2009 erhielt er die Diagnose Prostatakrebs. Nach überstandener Krankheit kehrte der in dritter Ehe verheiratete Vater zweier Söhne auf die politische Bühne zurück. Einen möglichen Wechsel von der Saar zurück an die Spree hatte er zuletzt stets von sich gewiesen. „Über irgendwelche Entschlüsse, die ich vielleicht treffe, denke ich in den nächsten Monaten nach“, sagte er am Sonntagabend.