Porträt Paolo Gentiloni: Der zurückhaltende Adelige

Rom (dpa) - Paolo Gentiloni ist nicht der Typ, der viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der 62-Jährige tritt im teils turbulenten Politikbetrieb in Rom besonnen auf, ist einigen gar zu wenig Ellenbogenmensch, zu schüchtern und blass.

Der Adelsfamilie Gentiloni Silveri entstammend, hat sich der „proletarische Graf“ nach seinem Studium der Politikwissenschaft zum Kommunikationsexperten gemausert. Er arbeitete als Journalist und wurde in den 90er Jahren Sprecher des Bürgermeisters in Rom. Unter dem früheren Ministerpräsidenten Romano Prodi war er Kommunikationsminister. Gentiloni spricht neben Englisch und Französisch auch Deutsch.

Der gebürtige Römer wurde streng katholisch erzogen und politisierte sich früh. Als Jugendlicher soll er von Zuhause ausgerissen sein, um an einer Demonstration in Mailand teilzunehmen, und er engagierte sich fortan vor allem in linksgerichteten Bewegungen und Parteien. Schließlich fand er seinen Weg in den politischen Mainstream, war 2007 Teil des Gründerkreises des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), dem er noch heute angehört.

Gentiloni ist verheiratet, hat aber keine Kinder und spielt in seiner Freizeit gerne Tennis. Er gilt als Politiker, der sich auf das Wesentliche konzentriert und keine Spielchen treibt. Dass er im Kabinett Renzi 2015 das Außenministerium von Federica Mogherini erbte, als diese EU-Außenbeauftragte wurde, galt als Überraschung. Dank seines bisherigen Postens ist er mittlerweile auch über die Grenzen Italiens hinaus kein Unbekannter mehr.