Polen schweigt zu Forderungen nach EM-Boykott
Warschau (dpa) - In Polen, dem Co-Gastgeberland der Fußball-Europameisterschaft (EM), herrscht bisher Schweigen zu den Forderungen nach einem politischen Boykott der Spiele in der Ukraine. Polnische Sportfunktionäre und auch Politiker halten sich mit Reaktionen zurück.
Der Ruf aus Deutschland nach Sanktionen wegen des Umgangs mit der in Haft erkrankten Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko findet bislang keine Unterstützung.
Dabei wird das Schicksal der ehemaligen Regierungschefin Timoschenko in Polen genau verfolgt. Das Thema kam in den vergangenen Monaten bei Gesprächen mit der ukrainischen Regierung wiederholt zur Sprache.
Grundsätzlich hat in Polen eine erfolgreiche Austragung der EM gemeinsam mit der Ukraine hohe Priorität. „Die EM ist eine gemeinsame Veranstaltung Polens und der Ukraine, und sie sollte bestmöglich verlaufen“, zitierte der „Gazeta Prawna“ am Montag den polnischen Politiker Pawel Kowal. Der Europaparlamentarier rief die polnische Regierung zu „vernünftigen Reaktionen“ im Verhältnis zur Ukraine auf.
Vergleiche etwa mit der Lage der Menschenrechte in Weißrussland könnten nur das Verhältnis beider Staaten verderben. „Es geht um die ganze ukrainische Gesellschaft, nicht um die eine oder andere Regierung“, sagte Kowal, der Timoschenko Anfang April in der Haft besucht hatte. „Wir sollten uns nicht in politische Konflikte einmischen.“