Politologe: Atomdrohung nicht ernst zu nehmen
Berlin (dpa) - Der Hamburger Politikwissenschaftler August Pradetto sieht im angedrohten Nuklearschlag Nordkoreas keine ernstzunehmende Gefahr. Nordkorea habe keine adäquaten Kapazitäten, um einen solchen Angriff auszuführen, sagte der Experte für internationales Krisenmanagement im Deutschlandradio Kultur.
„Es gibt ein paar nukleare Sprengköpfe, es gibt einige Raketen - aber das bedeutet noch lange keine interkontinentale Schlagfähigkeit“, erläuterte der Professor der Universität der Bundeswehr Hamburg.
Nordkorea wisse, dass ein auch nur begrenzter Angriff auf US-Streitkräfte in Südkorea die vollständige Vernichtung des nordkoreanischen Militärs und auch seiner politischen Führung nach sich ziehen würde, sagte Pradetto. „Die USA und Südkorea sind militärisch haushoch überlegen.“ Die Ankündigung Nordkoreas, den Waffenstillstandsvertrag mit Südkorea aufzulösen, zeige keine militärische Angriffsabsicht.
Dennoch hält Pradetto die Situation nicht für ungefährlich: „Diese Manöver und Scharmützel, die es zeitweise an den Grenzen gibt, haben das Potenzial zu einer Eskalation.“ Es gebe jedes Jahr Zwischenfälle, vor allem im Ostchinesischen Meer. Nordkorea sehe das jährliche Manöver der USA und Südkoreas als Provokation. Die Reaktion sei stets die gleiche: eigene Manöver und eine martialische Hasssprache.
Die angekündigten Strafmaßnahmen der UN nannte Pradetto symbolisch. Zwar hätten weder China noch Russland oder die USA ein Interesse daran, dass sich Nuklearwaffen weiter verbreiteten. Aber wirtschaftliche Sanktionen gegen Nordkorea würden von China nicht mitgetragen werden, sagte Pradetto. Peking wolle dem Land den chinesischen Weg schmackhaft machen, die Wirtschaft zu reformieren ohne die politischen Strukturen zu ändern.