Polizei rückt mit Brecheisen und GSG 9 gegen Rocker an
Hennigsdorf/Berlin (dpa) - Die Spezialkräfte der Polizei setzen schweres Gerät ein, mit Schlagbohrern und Brecheisen verschaffen sie sich Zutritt.
Es ist noch früh am Morgen, als am Donnerstag rund 1000 Beamte zu einer Razzia gegen Rocker in Berlin und Brandenburg ausrücken - eine der größten Durchsuchungsaktionen im kriminellen Rockermilieu bundesweit. Es geht um Drogen und Waffen.
Im brandenburgischen Städtchen Hennigsdorf nördlich von Berlin stürmt eine Einheit der GSG 9 einen Motorrad-Club. Damit geht die Polizei nach massiven Razzien gegen die inzwischen in Berlin zum Teil verbotenen Hells Angels jetzt gezielt gegen die verfeindeten Bandidos vor.
Mit Leitern klettern die maskierten Spezialkräfte auf Balkone, schlagen Scheiben ein und stürmen in das Gebäude. Sie setzen Blendgranaten ein, ein Hund wird erschossen. Hubschrauber kreisen in der Luft. Auch der Präsident der Bandios MC del Este in Hennigsdorf, ein Ex-Polizist, hält sich nach Angaben aus Ermittlerkreisen dort auf - er ist wegen eines Raubüberfalls vorbestraft. Er wird später mit gefesselten Händen abgeführt.
Die Rocker scheinen von der Razzia überrascht. Am Vorabend hatten sie wohl noch gefeiert - im Innenhof steht ein Grill, Bierflaschen und Wurstverpackungen liegen herum.
„Die Aktion ist von langer Hand geplant gewesen“, berichtet Polizeisprecher Michael Gassen. Die Durchsuchungen gingen auf ein Verfahren der Staatsanwaltschaft aus dem Jahr 2011 zurück. „Es geht hier um den Nachweis des Drogenhandels durch Mitglieder der Rockergruppierung.“
Der Rockerclub liegt in einem Industrie- und Gewerbegebiet gegenüber dem Fahrzeughersteller Bombardier Transportation. In dem verwinkelten Gebäudekomplex, der mit einem hohen, schwarzen Metallzaun, Stacheldraht und Scheinwerfern gesichert ist, reißen Polizisten auf der Suche nach Drogen Wand- und Deckenverkleidungen ein. Beschlagnahmt werden Drogen, Schlagwaffen und zwei gestohlene Motorräder.
Nach Angaben der Polizei gehören den Bandidos del Este in Hennigsdorf 15 Mitglieder an, außerdem sind rund 40 Rocker in einem Unterstützerclub organisiert. Bei der Razzia dort überprüfen die Ermittler elf Rocker. An anderen Orten werden sieben Haftbefehle vollstreckt. Weitere Verdächtige wurden festgenommen.
Insgesamt durchsuchen die rund 1000 Polizisten aus mehreren Bundesländern 74 Objekte. Die Federführung der Aktion übernimmt die Berliner Polizei, auch wenn der Schwerpunkt in Brandenburg liegt. „Der Bezug zu Berlin ist sehr, sehr groß. Viele der Rocker leben und arbeiten hier“, sagt Polizeisprecher Gassen.
Die Rockerszene gilt bundesweit ohnehin als gut vernetzt, auch wenn die Strukturen teils undurchsichtig sind. Zudem wird immer wieder spekuliert, dass die Banden gute Drähte zur Polizei haben. In Berlin hatte vor einer Razzia jüngst auch ein Leck gegeben, das in der Sicherheitsbehörde vermutet wird. Wegen des Verrats von Dienstgeheimnissen wurde allein in Berlin in diesem Jahr bereits neun Mal gegen Polizisten ermittelt.
Die schwer bewaffneten Spezialeinsatzkräfte in Hennigsdorf lassen jedenfalls am Donnerstag keinen Zweifel daran, dass es richtig ungemütlich wird für kriminelle Rocker. Die Innenminister von Bund und Ländern prüfen derzeit, ob ein bundesweites Verbot der Clubs durchsetzbar ist.