Porträt: Belhadsch - Vom Gotteskrieger zum Verbündeten
Berlin/Tripolis (dpa) - Aus Feind wird Freund: Als islamischer Gotteskrieger wurde Abdelhakim Belhadsch nach eigenen Worten vom US-Geheimdienst CIA gefoltert.
Jetzt sehen die USA wie die Nato den Rebellenkommandeur als ihren Verbündeten, als den starken Mann, der in Libyen Ruhe, Ordnung sowie Rechtsstaatlichkeit durchsetzen kann. Dem 45 Jahre alten Militärkommandanten von Tripolis sagen manche bereits eine steile politische Karriere im neuen Libyen voraus.
Der Stern des Rebellenkommandeurs war erst vor einer Woche kometenhaft aufgegangen. Mit seinen Truppen stürmte er den besonders gut gesicherten Militärkomplex von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi im Stadtteil Bab al-Asisija. Zur Belohnung winkte die Beförderung zum Militärkommandanten der Hauptstadt.
An Belhadsch scheiden sich viele Geister - in Libyen wie im Westen. Für die einen ist er das authentische Gesicht der libyschen Revolution. Seit 20 Jahren kämpfte er gegen das Gaddafi-Regime. Dreimal habe seine radikale Kämpfende Islamische Vereinigung in Libyen (LIFG) versucht, Revolutionsführer Gaddafi zu töten, heißt es in einem Bericht der US-Denkfabrik Brookings.
Ein weiteres Plus: Belhadsch ist zwar studierter Bauingenieur, verfügt aber anders als andere Aufständische über eine langjährige militärische Erfahrung. Allerdings stammt die aus einer Zeit, als der Kommandeur der radikalen LIFG auch mit dem Terrornetz Al-Kaida anbandelte. Im Westen dürften deshalb die Alarmglocken schrillen, heißt es bei Brookings.
Nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan sei er 2004 bei der Einreise nach Malaysia festgenommen und nach Thailand verschleppt worden, sagte Belhadsch der Tageszeitung „New York Times“. Dort sei er mehrere Tage von Mitarbeitern des US-Geheimdienstes CIA gefoltert worden. Als weitaus schlimmer bezeichnete er jedoch die folgende Ausweisung nach Libyen, wo er sechs Jahre in Einzelhaft gesessen habe. 2010 schloss Belhadsch einen Handel mit dem Gaddafi-Regime: Freiheit für das Abschwören des bewaffneten Kampfes.
Heute schlägt der Kommandant moderate Töne an und gibt sich schon ganz staatsmännisch. Er will die Rebellentruppe auflösen und in eine reguläre Armee oder Polizeitruppe eingliedern. Revanche gegen Vertreter des alten Systems lehnt er ab. Die Bitte des Gaddafi-Sohns Saadi um Sonderkonditionen als Gegenleistung für eine Aufgabe, habe er abgelehnt, erzählte der bärtige Rebellenführer dem arabischen Sender Al-Dschasira. Stattdessen habe er ein faires Gerichtsverfahren und die Einhaltung von Menschenrechten versprochen.