Porträt: Der Deutsche auf dem Heiligen Stuhl
Rom (dpa) - Nach nicht einmal acht Jahren Amtsdauer hat Papst Benedikt XVI. das Ende seines Pontifikats angekündigt. Dennoch wird der Deutsche als einer der großen Kirchenmänner der neueren Zeit in die Geschichte eingehen.
Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte Joseph Ratzinger bereits mehr als 20 Jahre lang Kirchengeschichte geschrieben. Er galt als einer der brillantesten Theologen der Kirche, wegen seiner streng konservativen Haltung aber auch als einer der umstrittensten.
Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn nahe Passau geboren. 1951 wurde er zum Priester geweiht, mit 30 Jahren habilitierte er und wurde Dogmatik-Professor. Die Wissenschaft hatte ihn gepackt, er lehrte dann in Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. 1977 wurde er Erzbischof von München und Freising und wenig später auch Kardinal.
1981 berief ihn Johannes Paul als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom. Der Posten erschien maßgeschneidert für den so kühlen und strengen Denker. Ob Verdammung künstlicher Geburtenregelung, Verbot weiblicher Priester oder Befreiungstheologie in Lateinamerika: Das oberste Urteil im Vatikan trug meist die Handschrift des Deutschen.
Seine Wahl zum Papst war eine Sensation. Denn ein Mann aus dem „Land Luthers“ auf dem Stuhl Petri, das hatte bis kurz vor dem Konklave 2005 als schlichtweg undenkbar gegolten. Fast fünf Jahrhunderte lang hatte es keinen deutschen Papst gegeben.
Auch als Papst Benedikt setzte er Akzente, die eher bewahren und das Milliarden-Heer der Katholiken zusammenhalten sollten. Doch das löste auch Krisen aus, nicht zuletzt wegen der Kommunikationsprobleme des schwerfälligen Vatikan-Apparates - so stieß Benedikts Zugehen auf die erzkonservativen Pius-Brüder mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson 2009 auf Bestürzung und Unverständnis. Seine Gegner meinten, der Papst sitze einsam im Vatikan, es mangele an Beratern.