Porträt: Der smarte General wirft hin

Berlin (dpa) - Niemand hatte zuvor in der FDP eine derartige Blitzkarriere hingelegt. Kaum jemand wurde bei den Liberalen so uneingeschränkt mit dem Etikett „Hoffnungsträger“ für die Ära nach Guido Westerwelle versehen.

Jetzt ist Christian Lindner, 32, zurückgetreten.

Als nach der Bundestagswahl 2009 das gesamte Führungspersonal der Bundespartei in Regierungsämter strebte, machte der damalige FDP-Chef Guido Westerwelle den Bundestagsabgeordneten zum Nachfolger von Generalsekretär Dirk Niebel, der Entwicklungshilfeminister wurde. Jürgen Möllemann hatte das Nachwuchstalent entdeckt und gefördert.

Mit 31 Jahren war Lindner sehr jung, als er im April 2010 offiziell das Amt des Generalsekretärs antrat. Seine Partei steckte da bereits in einer tiefen Krise. Regierungserfahrung brachte Lindner nicht mit.

Im Jahr 2000 wurde der Mann aus Wermelskirchen jüngster Landtagsabgeordneter in Düsseldorf, mit 25 jüngster Generalsekretär der Landespartei.

Der Parteigeneral, der in Berlin im Prenzlauer Berg wohnt, verschaffte sich mit meist frei gehaltenen Reden durchaus Achtung. Obwohl von Westerwelle gefördert, wahrte Lindner stets eine gewisse Unabhängigkeit.

Der smarte Lindner wollte seine Partei, die derzeit in bundesweiten Umfragen unter fünf Prozent dümpelt, auch für Intellektuelle wieder attraktiv machen. Als den „besseren Guido“ oder „die schöne Seite des Liberalismus“ beschrieben ihn sonst eher FDP-kritische Medien. Dabei ist er alles andere als ein Sozialliberaler, seine Haltung war auch für Wirtschafts- und Neoliberale attraktiv.

Ein Zitat des früheren Porsche-Fahrers, der alte und schnelle Autos liebt, ist nun denkwürdig für seinen Rücktritt. Lindner zitierte gerne eine alte Rennfahrer-Regel, an die er sich halten wolle: „Man schaut immer auf den Ausgang der Kurve, nie auf die Leitplanke.“