Porträt: Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei
Istanbul/Kairo (dpa) - Im Arabischen Frühling 2011 galt Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei insbesondere in westlichen Ländern als Hoffnungsträger für Ägypten. Dann verschwand er zeitweise aus dem Rampenlicht - enttäuscht von der Entwicklung des Landes.
Jetzt soll der zum Oppositionsführer avancierte 71-Jährige als Sprecher der Jugendbewegung am Verhandlungstisch des Militärs sitzen und über die Zukunft Ägyptens beraten.
Viele Ägypter stehen ElBaradei allerdings skeptisch gegenüber: Der Nobelpreisträger sei zu lange im Ausland gewesen, verstehe die Menschen im Land nicht, heißt es oft. Der studierte Jurist trat 1964 in den diplomatischen Dienst seines Landes ein. 1984 kam er zur Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, wo er 1997 zum Generaldirektor aufstieg. Die Geschicke der Behörde lenkte er bis Ende 2009.
Ob bei den Nuklearambitionen des Irans oder Nordkoreas - nie wurde er müde, eine friedliche Lösung anzumahnen. 2003 attestierte er dem Irak, dass Bagdad keine Atomwaffen besaß. Damit sollte er Recht behalten, auch wenn Washington wegen angeblicher irakischer Massenvernichtungswaffen Krieg führte. Anschließend erhielt die IAEA unter ElBaradei den Friedensnobelpreis.
Nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Husni Mubarak im Februar 2011 wurde er Kandidat für die erste freie Präsidentschaftswahl. Das blieb er nicht lange: Im Januar 2012 warf er unter heftiger Kritik an dem damals regierenden Militärrat das Handtuch. Anhänger der Muslimbruderschaft werfen ihm deshalb vor, an die Macht zu wollen, ohne sich bei Wahlen jemals bewährt zu haben.