Porträt: Karriere in zwei Parteien

Saarbrücken (dpa) - Der „Napoleon von der Saar“ ist immer für eine Überraschung gut: Oskar Lafontaine hat mit seinem Verzicht auf eine Kandidatur für den Bundesvorsitz der Linken für einen neuen Paukenschlag gesorgt.

Damit macht der 68-Jährige den Weg frei für einen Neuanfang, sorgt aber auch für gehörigen Wirbel in seiner Partei.

Im Saarland ist „Oskar“ ein Star. Die Landtagswahl brachte der Linken 16,1 Prozent - Fraktionschef Lafontaine hatte mehr erhofft. Danach hielt er sich bedeckt, ob er wieder ein Spitzenamt in Berlin übernehmen will. „Hier diskutiere ich nicht jetzt morgens, ob ich wieder an den Start gehe.“ Einige Wochen später machte er klar, dass er wieder oben mitspielen will - und knüpfte das an Bedingungen.

Lafontaine hat eine der schillerndsten politischen Karrieren in Deutschland hingelegt - Saarbrücker Oberbürgermeister, Saar-Ministerpräsident, SPD-Chef, Kanzlerkandidat, Bundesfinanzminister und Fraktions- sowie Parteichef der Linkspartei. Der Sohn eines Bäckers wurde in Saarlouis geboren. Noch während seines Physik-Studiums trat er 1966 in die SPD ein. 1976 war Lafontaine mit 32 Jahren Oberbürgermeister von Saarbrücken, als bundesweit Jüngster in diesem Amt.

Bei der Landtagswahl 1985 holte Lafontaine die absolute Mehrheit und wurde Ministerpräsident (bis 1998). 1990 trat er gegen Helmut Kohl (CDU) als Kanzlerkandidat der SPD an, unterlag aber, nicht zuletzt wegen seiner kritischen Haltung zur Wiedervereinigung. Bei einem Wahlkampfauftritt wurde er lebensgefährlich verletzt.

Fünf Jahre später setzte sich der Hoffnungsträger in einer Kampfkandidatur gegen Rudolf Scharping durch und wurde neuer SPD-Vorsitzender. Spektakulär war sein Rückzug 1999 - im Streit mit Kanzler Gerhard Schröder schmiss er den SPD-Vorsitz und das Amt des Bundesfinanzministers hin. Das verzieh ihm die SPD nie.

In der WASG fand Lafontaine 2005 eine neue politische Heimat. Er übernahm mit Gregor Gysi den Vorsitz der Linksfraktion im Bundestag und wirkte maßgeblich an der Fusion mit der Linkspartei mit. Von 2007 bis 2010 war Lafontaine neben Lothar Bisky Bundesvorsitzender. Eine Krebserkrankung führte zu seinem Rücktritt, inzwischen ist er genesen.

Er gilt als Stratege, aber auch als Populist und gibt sich gern als Anwalt kleiner Leute. Kritiker werfen ihm Arroganz vor. Der Vater von zwei Kindern ist in dritter Ehe mit der Politikerin Christa Müller verheiratet, ist inzwischen aber mit Parteigenossin Sahra Wagenknecht liiert.