Porträt: Kathrin Oertel - nur wenige Tage Nummer Eins
Dresden (dpa) - Die langen blonden Haare streng nach hinten gebunden, die Augenbrauen schmal nachgezeichnet, in schwarz gekleidet - spätestens seit ihrem Auftritt in der ARD-Talkshow von Günther Jauch Mitte Januar galt Kathrin Oertel als das Gesicht von Pegida.
Mit dem Rücktritt von Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann, gegen den wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt wird, war sie die neue Nummer Eins der islamkritischen Bewegung. Doch nun wirft auch sie hin - angeblich wegen Bedrohungen aus Antifa-Kreisen.
Die 37-Jährige wirkt etwas streng, ihre Rhetorik ist nicht geschliffen wie die von Politikern. Stattdessen ein sächsischer Zungenschlag, einfache Worte, die scheinbar das unterstreichen, was Oertel sein will: „Eine ganz normale Frau aus dem Volk.“
Obwohl sie bereits seit Wochen als Sprecherin von Pegida fungierte und von Anfang an bei den Demonstrationen in Dresden dabei war, ist nur relativ wenig über Oertel bekannt. Interviews mit der von den Pegida-Anhängern oft verschrienen „Lügenpresse“ lehnte sie bisher meist ab. Bei den Kundgebungen ergriff sie dagegen schon früh das Wort. Die Mutter von drei Kindern lebt in Coswig, einer Kleinstadt in der Nähe von Dresden, und arbeitet frei als Beraterin im Immobilienbereich.
Zu den „Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) kam sie, weil sie nach eigenen Worten immer schon politisch interessiert war - aber nie eine Partei fand, in der sie sich zu Hause fühlte. Bisher habe sie ihr Kreuzchen zur Wahl bei der FDP gemacht, im vergangenen Jahr dann zum ersten Mal bei der rechtskonservativen Alternative für Deutschland (AfD).