Porträt: Königin Beatrix der Niederlande
Amsterdam (dpa) - Scheinbar ohne Mühe hat Königin Beatrix noch in der vergangenen Woche zwei Staatsbesuche absolviert. Die Hitze in Brunei und Singapur bereite ihr keine Mühe, sagte die 74 Jahre alte Monarchin.
So kennen und schätzen die Niederländer ihre Königin: Unermüdlich, oft lachend und pflichtbewusst. Jetzt gibt sie am 30. April die Krone ab. Das kündigte sie nur wenige Tage vor ihrem 75. Geburtstag an diesem Donnerstag an.
„Die Königin wird ihren 75. Geburtstag im Familienkreise feiern“, hatte der Hof zuvor mitgeteilt, als ob es um einen ganz normalen Geburtstag ginge. Doch in diesem Jahr ist nichts normal. Vor knapp einem Jahr verunglückte Beatrix zweiter Sohn, Prinz Friso, beim Skifahren in Österreich. Er liegt seitdem im Koma in einer Klinik in London. Das Unglück überschattet den Tag und hat auch den Zeitpunkt ihres Rücktritts mitbeeinflusst. Seit jenem 17. Februar 2012 denken die Niederländer nicht nur mit Respekt, sondern auch mit Mitgefühl und Zuneigung an ihre Königin.
Das zeigte sich in der vergangenen Woche. Bei ihrem Staatsbesuch in Brunei kamen Königin Beatrix plötzlich die Tränen. Beim Treffen mit der niederländischen Gemeinschaft in dem Sultanat brach ihre Stimme. Sie hatte mit den Eltern eines siebenjährigen Mädchens gesprochen, das am Neujahrstag ertrunken war. „Diese Tragödie hat Sie alle hier zutiefst getroffen“, sagte Beatrix. In so einem Moment müsse man zueinanderstehen. „Das ist unglaublich wertvoll.“ Nicht nur die Gäste in Brunei, sondern auch viele Niederländer zu Hause mussten da wohl schlucken. In diesem Moment sahen sie nicht nur ihr Staatsoberhaupt, sondern vor allem eine Mutter.
„Ich habe die Königswürde nicht gesucht, sondern angenommen“, hatte Beatrix einmal gesagt. Königin war ihr Beruf. Seit fast 33 Jahren ist Königin Beatrix nicht nur Chefin des Hauses Oranje, sondern auch Staatsoberhaupt des Landes. „Die Vorstandsvorsitzende der Firma Niederlande“, wird sie oft spöttisch, aber auch anerkennend genannt. Sie arbeitet hart, ist stets gut informiert und ungeheuer pflichtbewusst, loben alle Ministerpräsidenten, die mit ihr zusammengearbeitet haben. Sie sei ein Kontrollfreak, lästern vor allem Journalisten.
Die Dame mit der stets makellosen Frisur führte gerne die Regie. Auch politisch mischte sie sich so manches Mal diskret ein. Nach der Ermordung des Rechtspopulisten Pim Fortuyn 2002 hatte sie beinahe demonstrativ ein muslimisches Jugendzentrum besucht. Und zum Ärger des Rechtspopulisten Geert Wilders sprach sie sich in ihren Weihnachtsansprachen deutlich für Toleranz und die multikulturelle Gesellschaft aus.
Im vergangenen Jahr wurde der Einfluss der Königin auf die Politik eingeschränkt. Offiziell ist die Monarchin als Staatsoberhaupt noch Mitglied der Regierung. Doch das Parlament entzog ihr im vergangenen Jahr die Initiative bei der Bildung einer Koalition.
Die Niederländer erlebten auch schwere Schicksalschläge ihrer Königin. Der Tod ihres Mannes, Prinz Claus, 2002 hatte sie tief getroffen. Dass Beatrix 1966, als sie noch Kronprinzessin war, ausgerechnet einen Deutschen geheiratet hatte, nahmen ihr viele Untertanen zunächst übel. Auch bei der Krönung am 30. April 1980 gab es noch Proteste. Daran wird keiner mehr denken, wenn sie nun genau 33 Jahre später in Amsterdam den Thron ihrem Sohn, Kronprinz Willem Alexander, übergibt.
In deutlicher Erinnerung ist noch der Königinnentag vom 30. April 2009. Ein 38 Jahre alter Mann raste in Apeldoorn mit seinem Auto in eine Menschenmenge und verfehlte die in einem offenen Bus fahrende Königsfamilie nur knapp. Sechs Menschen starben. Königin Beatrix war bis ins Mark erschüttert.
Die meisten Untertanen gönnen der Monarchin den Ruhestand und die Zeit für ihre Familie; die drei Söhne und acht Enkel. „Sie hat es verdient“, sagte eine junge Frau dem niederländischen Radio am Montagabend, „und damit spreche ich sicher für das ganze Volk.“