Porträt: Krisenmanager Platzeck übernimmt Schleudersitz

Potsdam (dpa) - Mit Krisen hat Matthias Platzeck so seine Erfahrung, und mehr als einmal hat der Sozialdemokrat für seine Partei die Kastanien aus dem Feuer geholt. Ob ihm das auch beim Pannen-Großflughafen Berlin-Brandenburg gelingt, ist offen.

Wenn der Regierungschef von Brandenburg jetzt den ungeliebten Vorsitz im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft übernimmt, wird das ohne Zweifel eine Bewährungsprobe, die ihn politisch Kopf und Kragen kosten kann.

„Ich koppele mein Schicksal eng an diesen Flughafen“, machte der 59 Jahre alte Platzeck noch am Montag klar - nachdem die Hiobsbotschaft von der abermals verschobenen Eröffnung des Milliardenprojektes in die Neujahrsruhe geplatzt war. Bisher meinte es das Schicksal meist gut mit dem gebürtigen Potsdamer, der seine politischen Wurzeln in der Umweltbewegung und bei den Bündnisgrünen hat.

Als er 1995 in die SPD eintrat, gehörte er schon fast fünf Jahre als Umweltminister dem Kabinett von Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) an. Zwei Jahre später (1997) erwarb er sich beim Kampf gegen das Oder-Hochwasser für sein Krisenmanagement Lob und Respekt sowie den Beinamen „Deichgraf“. Die Elbe-Flut 2002 trug dann noch einmal zu dem Nimbus bei - da hatte Platzeck gerade Stolpe im Amt des Regierungschefs beerbt.

Dessen „Kronprinz“ war er spätestens nach dem Aufstieg in die Vorstände der Landes- und Bundespartei Ende der 1990er Jahre. Obendrein hatte Platzeck 1998 widerstrebend sein Ministeramt aufgegeben, um bei der Potsdamer Oberbürgermeisterwahl zu kandidieren und zu gewinnen.

Geradezu katapultartig wurde er Herbst 2005 an die Spitze der Bundes-SPD geschossen, nachdem der bisherige Vorsitzende Franz Müntefering nicht seinen Favoriten für den Generalsekretärsposten hatte durchsetzen können. Nach nur 146 Tagen war der Traum jedoch vorbei: Zwei Hörstürze und ein Zusammenbruch zwangen den damals 53-jährigen Hoffnungsträger zum Rückzug.

Seit 2009 führt der verheiratete Vater von drei Töchtern eine rot-rote Koalition mit der Linken, was ihm vor allem zu Beginn harsche Kritik aus der vormaligen DDR-Bürgerbewegung und Attacken der Opposition eintrug. Trotz dreier Ministerrücktritte hält das Bündnis bisher und wird wohl auch die aktuellen Turbulenzen um den neuen Hauptstadtflughafen überstehen. Im Herbst 2014 ist Landtagswahl, zu der Platzeck gern wieder als Spitzenkandidat antreten würde.