Berliner Flughafen-Technikchef: Probleme „fast grauenhaft“
Berlin (dpa) - Der Start des Berliner Pannen-Flughafens ist angesichts immer größerer Probleme völlig ungewiss. Nach der erneuten Verschiebung der Eröffnung hat Technikchef Horst Amann die Probleme des Milliardenprojekts „fast grauenhaft“ genannt.
Er wollte am Dienstag nicht sagen, ob der Hauptstadtflughafen im Jahr 2014 starten kann. Amann sagte am Dienstag im Hessischen Rundfunk: „14 ist eine gute Nummer, aber festlegen kann ich mich jetzt darauf nicht.“ Ein neuer Eröffnungstermin könne erst in etwa einem halben Jahr genannt werden. Die zuletzt für den 27. Oktober geplante Inbetriebnahme war am Montag auf unbestimmte Zeit verschoben worden.
Als Grund für die weitere Verzögerung nannte Amann Mängel im Verborgenen. „Die Probleme sind leider Gottes nach dem, was wir jetzt wissen und was wir sehr mühevoll in den letzten Monaten aufgedeckt haben, heftig, sehr heftig“, sagte Amann. „Und zwar so gravierend, fast grauenhaft, dass die Maßnahmen, die wir jetzt ergriffen haben, notwendig waren.“ Amann ist erst seit dem vergangenen Sommer Technikchef des Hauptstadtflughafens. Er hatte zuvor am größten deutschen Airport in Frankfurt mehrere Großprojekte gestemmt.
Amann hatte die Flughafen-Gesellschafter Bund, Berlin und Brandenburg am vergangenen Freitag in einem Schreiben darüber informiert, dass der Termin 27. Oktober nicht eingehalten werden kann. Das sickerte am Sonntag durch, am Montag wurde es offiziell bestätigt.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), kündigte an, den Vorsitz des Flughafen-Aufsichtsrats an den brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) abzugeben.
Die finanziellen Auswirkungen der erneuten Verschiebung sind unklar. Zuletzt waren die Kosten bereits um 1,2 Milliarden Euro auf 4,3 Milliarden Euro gestiegen.
Entscheidend für die Terminabsage war wohl ein Treffen Amanns am 18. Dezember 2012 mit Technikern von Siemens und Bosch, an dem unter anderen auch der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Rainer Bomba, sowie der brandenburgische Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) teilnahmen. „Dabei wurde klar, dass die bisherigen Erkenntnisse zu vergrößerten Risiken für die geplante Inbetriebnahme am 27. Oktober 2013 geführt haben“, stellte Amann am Montag fest. Als Grund für die Terminabsage nannte Amann abermals „Probleme mit der Brandschutzanlage“, unter anderem mit der Komplexität des Systems.
Bei Siemens und Bosch war am Dienstag nicht bekannt, was letztlich ausschlaggebend für die Terminverschiebung war. Siemens ist verantwortlich für die Steuerung der Entrauchungsanlage. Dabei geht es um die Signale, die Klappen für den Abzug von Rauch öffnen. Eine Siemens-Sprecherin verwies darauf, dass es immer wieder Schwierigkeiten mit den Planungsunterlagen gegeben habe. Sie hätten oft nicht die Qualität gehabt, um die Programmierung weiterzuentwickeln. „Nach dem jetzigen Bautenstand funktioniert die Steuerung“, fügte die Sprecherin hinzu.
Bosch liefert die Komponenten für die Brandmeldeanlage, die die Signale weiterleiten. „Komponenten und Anlage funktionieren“, sagte ein Bosch-Sprecher. Wenn aber die gesamte Anlage umgebaut werden müsse, seien natürlich auch eine Neuabstimmung mit der Brandmeldeanlage notwendig. Die Techniker von Flughafen und Bosch stünden ständig in Kontakt.
Unterdessen sicherte die rot-rote Koalition in Brandenburg Ministerpräsident Platzeck das Vertrauen zu. Platzeck will am kommenden Montag im Landtag die Vertrauensfrage stellen, da er Nachfolger von Wowereit an der Spitze des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft werden soll.
In der Hauptstadt ist die rot-schwarze Koalition auch nach dem jüngsten Rückschlag beim Bau des Hauptstadtflughafens nicht gefährdet. „Wir sind uns einig, dass wir zur großen Koalition stehen“, sagte CDU-Fraktionschef Florian Graf am Montagabend nach einer knapp zweistündigen Sitzung des Koalitionsausschusses im Abgeordnetenhaus.