Porträt: Skandalpolitiker und Frauenliebhaber
Rom (dpa) - Der italienische Politiker und Medienmogul Silvio Berlusconi hat immer wieder mit Skandalen von sich reden gemacht.
Zuletzt waren neben dem „Mediaset“-Prozess zwei Verfahren noch nicht abgeschlossen - der „Ruby“-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch und das „Unipol“-Verfahren wegen Bruchs des Amtsgeheimnisses. Ein dritter Prozess wegen Bestechung eines Senators könnte bald dazukommen.
Rund zwei Jahrzehnte hat der dreimalige Ministerpräsident den Stiefelstaat politisch geprägt. 3340 Tage verbrachte er im Regierungspalast Chigi im Herzen Roms, alles in allem so lange wie kein anderer in der Geschichte der italienischen Republik.
Seine Sexskandale konterte der 76 Jahre alte Berlusconi mit saloppen Sprüchen über seine Potenz. Italien wurde dadurch international zum „Bunga-Bunga“-Land abgestempelt. „Berlusconi ist normal, weil er die Frauen liebt“, sagte einmal eine Staatssekretärin seiner Partei PdL, der homosexuellenfeindliche Äußerungen vorgeworfen wurden. Im sogenannten Ruby-Prozess wurde Berlusconi Ende Juni in erster Instanz zu sieben Jahren Haft verurteilt. Nicht selten machte Berlusconi seinem Ärger über die verhassten „roten“ Richter und Staatsanwälte wortreich Luft.
Im November 2011 trat der Rechtspopulist als Regierungschef ab - er hatte im Parlament keine Mehrheit mehr. Bei den Wahlen im Februar 2013 feierte er einen überraschenden Teilerfolg mit seiner PdL-Partei (Volk der Freiheit), weil er Steuergeschenke versprochen hatte. Er dirigierte weiter das rechte Lager und führte es in eine große Koalition mit der Linken.
Der Sohn eines Bankangestellten kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Der Mailänder avancierte vom singenden Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen zum studierten Juristen und brachte es als Unternehmer zu einem Milliardenvermögen. Mit der Gründung neuer Parteien und Formationen war der Mailänder seit 1994 lange Zeit fast unangefochten Frontmann des rechten Lagers. Seine Macht untermauerte er mit einem eigenen Medienimperium.