Wahl in Italien Halbnackte Femen-Aktivistin empfängt Berlusconi bei Wahl
Berlusconi - einst bekannt für seine „Bunga Bunga“-Sexpartys - wurde beim Wählen von einer barbusigen Femen-Aktivistin empfangen. „Berlusconi, du bist abgelaufen“, stand auf dem nackten Oberkörper der Frau, die in dem Wahllokal in Mailand auf einen Tisch geklettert war.
Der 81-Jährige zeigte sich derweil besorgt über die lange Wartezeit beim Wählen.Der dreifache Ex-Ministerpräsident Berlusconi darf nach einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung selbst nicht für seine Forza Italia kandidieren. Der 81-Jährige hat den derzeitigen EU-Parlamentspräsidenten Antonio Tajani ins Rennen geschickt. Mit Spannung wurde verfolgt, ob sein Bündnispartner von der Lega-Partei, Matteo Salvini, mehr Stimmen als die Forza bekommt. In der Migrationskrise hatte die Partei, die einst nur im Norden stark war, viel Zuspruch bekommen.Nach der Parlamentswahl stellt sich Italien auf einen Rechtsruck und ein Erstarken europakritischer Kräfte ein.
Allerdings wird ein unklares Ergebnis ohne eindeutigen Gewinner erwartet. Zwar lag in Umfragen das Mitte-Rechts-Bündnis von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi und der rechtspopulistischen Lega vorn.
Stärkste Einzelpartei war demnach aber die Fünf-Sterne-Protestbewegung mit ihrem 31 Jahre alten Spitzenkandidaten Luigi Di Maio. Bei der Abstimmung am Sonntag machten lange Warteschlangen und Pannen den Wählern das Leben schwer. Auf eine regierungsfähige Mehrheit kommt wegen des neuen Wahlgesetzes voraussichtlich keines der Lager. Somit droht der drittgrößten Euro-Volkswirtschaft wieder der Stillstand.
Die regierenden Sozialdemokraten von Ministerpräsident Paolo Gentiloni und Parteichef Matteo Renzi standen wie in anderen europäischen Ländern vor einem Debakel. Gewählt wurde einer neuer Senat und ein neues Abgeordnetenhaus. Bis um 19 Uhr lag die Wahlbeteiligung bei knapp 59 Prozent. Allerdings beschwerten sich viele Wähler über Schlangen und Chaos in den Wahllokalen. Zum Teil lag das an einem neuen Anti-Betrugs-System auf den Stimmzetteln. Städte wie Rom und Mailand riefen die Bürger auf, nicht zu spät zum Wählen zu gehen.
In der sizilianischen Hauptstadt Palermo öffneten 200 Wahllokale verspätet, weil fehlerhafte Stimmzettel neu gedruckt werden mussten. „Wir bedauern die Schwierigkeiten für die Wähler“, sagte Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando. In Rom wurden in einem Wahllokal die Namen von Senatoren und Abgeordneten falsch aufgeführt und 36 ausgefüllte Stimmzettel kurzerhand aus der Wahlurne genommen.
Die rund 46 Millionen Wahlberechtigten in Italien konnten noch bis 23 Uhr ihre Stimme abgeben. Etwa 4,2 Millionen Auslandsitaliener konnten vorher abstimmen. Ein offizielles Ergebnis wird erst am Montagvormittag erwartet. Das neue Wahlgesetz soll Allianzen begünstigen. Allerdings müssen diese oder eine Partei auf etwa 40 bis 42 Prozent kommen für eine Regierungsmehrheit - und das wird aller Voraussicht nach keiner schaffen. dpa