Porträt: Wahlsieger Woidke passen inzwischen die Schuhe des Vorgängers
Potsdam (dpa) - Es war ein Sprung ins kalte Wasser, den Dietmar Woidke vor einem guten Jahr wagte: Als Brandenburgs langjähriger Ministerpräsident Matthias Platzeck das Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgab, übernahm Woidke als Nachfolger.
Seither ist es dem 52-Jährigen gelungen, sich freizuschwimmen. „Das sind sehr, sehr große Schuhe, in die ich da trete“, hatte er noch zum Amtsantritt ehrfürchtig festgestellt. Inzwischen ist er in sie hineingewachsen und hat damit der SPD nach einem Vierteljahrhundert an der Macht voraussichtlich fünf weitere Jahre in der Potsdamer Staatskanzlei gesichert.
Die Erleichterung war dem hochgewachsenen, schlaksigen Mann auf der SPD-Wahlparty am Sonntagabend anzumerken. So dankte er mit warmen Worten seinen im Gedränge stehenden Amtsvorgängern Manfred Stolpe und Matthias Platzeck. „Es ist ein wunderbarer Abend für die Sozialdemokratie“, rief Woidke von der Bühne des Potsdam Museums. Für seine Frau Susanne hatte der Regierungschef einen Blumenstrauß.
Während seiner politischen Laufbahn konnte der studierte Agraringenieur reichlich Erfahrung sammeln. Nachdem er 1993 der SPD beigetreten war, zog Woidke im folgenden Jahr in den Landtag ein. Weitere Stufen auf der Karriereleiter waren die Ämter des Agrar- und Umweltministers (2004-2009), des Fraktionsvorsitzenden (2009/10) und des Innenministers (2010-2013). Seit Januar 2014 ist der Lausitzer überdies Koordinator für die deutsch-polnischen Beziehungen - ein Posten, für den ihn schon seine Herkunft empfahl. Woidkes Geburtsort Naundorf bei Forst im Spree-Neiße-Kreis liegt unmittelbar an der Grenze zum osteuropäischen Nachbarland.
Auf den ersten Blick mag Woidke etwas spröde und weniger zugänglich wirken als der oft kumpelhaft auftretende Platzeck. Er besitzt aber Humor und kann auf Menschen zugehen. Er selbst nennt sich zuweilen einen „fröhlichen Evangelen“. Entspannung findet der verheiratete Vater einer Tochter und Fan harter Rockmusik vor allem beim Joggen.
Im Unterschied zu Platzeck ist Woidke weniger streitlustig und bedächtiger. „Der denkt eher dreimal nach, bevor er etwas Falsches sagt“, attestierte ihm ein Politologe zum Amtsantritt als Regierungschef. Vom Typ her sei Woidke ein „Arbeitspolitiker“. Beharrlich und flexibel setzte er als Innenminister die umstrittene Polizeireform um, deren geplanten Stellenabbau er angesichts der Kritik aus Bevölkerung und Opposition abmilderte.
Anders als Platzeck hat Woidke den von Pannen geplagten und immer noch nicht eröffneten Hauptstadtflughafen bewusst nicht zur Chefsache erklärt. Auch auf den Aufsichtsratsvorsitz verzichtete er. Dabei mag ihm ein Ausspruch seines Amtsvorgängers warnend vor Augen gestanden haben: „Entweder das Ding fliegt oder ich fliege.“