Rätsel MH370 vor der Aufklärung - Frieden für die Familien?

Kuala Lumpur/Peking (dpa) - Zu oft schon haben sie es schon gehört: Immer wieder bekamen die Angehörigen der Passagiere von Flug MH370 erzählt, die verschwundene Malaysia-Airlines-Maschine sei gefunden worden.

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Zu oft schon stellte sich dann heraus: Es war kein Wrackteil, sondern nur Müll im Meer - oder die aufgefangenen Signale stammten nicht von der MH370-Blackbox, sondern einer anderen Quelle. Nun haben die Ermittler eine neue Spur. Ein Flugzeugteil, das an einer Insel vor Ostafrika angeschwemmt wurde, könnte passen.

„Ich glaube noch nicht daran“, sagt die 68-jährige Malaysierin Hajah Rema Idris. Sie ist die Tante von Nor Fadzillah Mat Rahim, die am 8. März 2014 in der Maschine von Kuala Lumpur nach Peking saß - dort aber nie ankam. „Auf der einen Seite will ich mich selbst überzeugen: Es ist, wie es ist, jetzt können wir die Sache endlich abschließen“, sagt sie. „Auf der anderen Seite hoffe ich noch immer, dass sie lebt.“

Auch Selamat Omar will endlich Gewissheit haben. „Ich möchte doch einfach nur wissen, was mit meinem Sohn passiert ist. Das ist alles, was ich will“, sagt der 61-Jährige. Insgesamt 239 Menschen waren an Bord der Boeing, deren Verschwinden zu einem der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte wurde: Entführt? Abgeschossen? Auf einer entlegenen Insel versteckt? Fung Ming Sim sagt, ihre Familie gebe die Hoffnung nicht auf, dass ihr Cousin noch irgendwo am Leben ist.

Während die Angehörigen zittern und bangen, untersuchen Experten das gefundene Wrackstück. Es ist ein Glücksfall, dass es am Strand der Insel La Réunion angeschwemmt wurde. Obwohl sie vor Afrika liegt, ist sie als französisches Überseegebiet europäisches Territorium. Die französischen Flugunfall-Ermittler mit ihrem Know-how dürften relativ zügig Klarheit verschaffen, ob das gefundene Teil wirklich zu einer Boeing 777 gehörte. „Diese Information könnte einen großen Schritt voran bedeuten“, sagt der erfahrene Flugunfall-Untersucher Jens Friedemann.

Denn: Derzeit ist nur eine Boeing 777 spurlos verschwunden. Die Reste der anderen verunglückten Exemplare dieses zweistrahligen Verkehrsjets wurden alle gefunden und genauestens untersucht. Wenn das angeschwemmte Wrackteil also wirklich eine Flügelklappe einer Boeing 777 ist, wäre es das erste wichtige Puzzlestück in dem mysteriösen Fall. Dann wüsste die Welt zumindest: Das Flugzeug stürzte ins Meer. Bislang waren nicht die kleinsten Wrackstücke von Flug MH370 aufgetaucht.

Friedemann warnt allerdings vor zu vielen Schlüssen: „Es wäre aber vermessen zu behaupten, dass wir damit die Aufklärung des Rätsels hätten“, sagt der Mitarbeiter der Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). Was genau mit MH370 passierte, wird wahrscheinlich erst klar, wenn die Flugschreiber gefunden und ausgewertet sind. Und diese dürften irgendwo in Tausenden Metern Tiefe auf dem Grund des Indischen Ozeans liegen.

Für die Angehörigen sind gesicherte Informationen von großer Bedeutung: „Meine einzige Forderung ist, dass ich die Wahrheit wissen will - und nichts als die Wahrheit, die auch von Beweisen bestätigt ist, damit ich darüber hinwegkommen kann“, sagt die Chinesin Meng Yan, deren Bruder an Bord des Fluges MH370 war. Alles was die Familien wüssten, komme jetzt von Medien. Die chinesischen Behörden oder die Airline hätten sie nicht kontaktiert. „Die Verwandten sollten das Recht haben, als Erste zu erfahren, was los ist.“

Zu den Berichten über das gefundene Wrackteil sagt Meng Yan: „Ich glaube nichts ohne eindeutige Beweise.“ Die Familien hätten viel durchgemacht. „Es ist mehr als ein Jahr her, und es gibt immer noch keinen eindeutigen Beleg, dass das Flugzeug wirklich abgestürzt ist“, sagt die Frau. „Deswegen glaube ich nicht, dass sie tot sind.“ Sie wolle klare Nachweise und Gewissheit. „Wenn sie noch leben, will ich sie sehen. Wenn sie tot sind, will ich die Leichen sehen.“