Report: Ein Königreich für freien Blick aufs Paar
London (dpa) - Sie hatten stundenlang, wenn nicht tagelang auf diesen Moment gewartet: Als William und Kate dann endlich für den Hochzeitskuss auf den Balkon vom Buckingham Palast traten, bekamen das die meisten Fans nur mit, weil der Kreischpegel nach oben ausschlug.
Es war ein Kuss“, schreit ein Fan am Rande der Hysterie. „Nein zwei“, will ein anderer erkannt haben., beschreibt Carsten Behme aus Heidelberg das Liebesbekenntnis. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Ob mit Sicht auf den Balkon oder ohne: An Inbrunst, Ausgelassenheit, Vaterlandsliebe und britischer Exzentrik war dieses Massenereignis wohl schwer zu übertreffen.
Egal, ob die Fans aus Australien, den USA, Deutschland oder Großbritannien kamen: Als ein als Straßenschreier verkleideter Mann die Hymne „God Save The Queen“ anstimmte, fielen sämtliche Fans mit tränenfeuchten Augen ein. Es war eine Mischung aus Disneyland, Papst-Besuch und königlichem Prunk.
Während des Gottesdienstes in der Westminister Abbey lauschten die Massen vor der Kirche, dem Palast, auf dem Londoner Trafalger Square oder im Hyde Park andächtig den Worten des Erzbischofs von Canterbury, Rowan Williams.
Als sich William und Kate mit leiser Stimme das Jawort gaben, brandete Jubel auf, Tränen flossen. „Man hat ihn kaum gehört, so nervös muss er gewesen sein“, meint Transvestit Audrey Hep-B, der in Frauenkleidern der Queen zum Verwechseln ähnlich sieht. Obwohl Audrey nur einen Zipfel vom Brautkleid erspäht hat, lautet der Kommentar: „Einfach atemberaubend.“
Die Fans mit selbst gebastelten Kronen und bunten Hüten ließen das Brautpaar schon hochleben, als längst noch nichts von William und Kate zu sehen war. Stunden vor der Zeremonie war die Umgebung rund um den Palast und um die gut zwei Kilometer entfernte Hochzeitskirche so gut wie dicht.
Mancher hätte wohl ein Königreich für einen freien Blick auf das Brautpaar gegeben. Viele behalfen sich mit Trittleitern, kletterten auf Mauervorsprünge, auf die Dächer roter Telefonzellen oder an Ampeln hoch.
Wer oben stand und etwas sah, ließ die anderen wissen, was gerade geschah. Andere drängten während der Zeremonie in nahe gelegene Pubs, um ein paar Livebilder aus der Kirche zu sehen. Denn sowohl an der Abbey als auch vor dem Palast gab es keine Leinwände.
„Die Atmosphäre ist super, großartig. So etwas könnte es in Deutschland nicht geben. Die Engländer sind verrückt, aber alle so höflich“, sagte Heike Rechl (28) aus München.
Als die Menge jedoch von den Seiten zu den Toren des Palastes vorgelassen wird, droht die Stimmung kurz zu kippen. Menschen springen über Absperrungen, eine alte Frau fällt hin und wird fast überrannt. Die Polizei hat alle Mühe, die Menge in Schach zu halten.
Nadine Linger (29), die mit Heike aus München gekommen ist, meint trotz Gedränges: „Das hat sich gelohnt zu kommen.“ Sie hat sowieso eine besondere Mission: „Wir sind hier, um William zu bekehren, er kann es sich ja nochmal anders überlegen.“
Andere interessierten sich eher für Williams Bruder Harry. „Der ist jetzt noch Single und soooo süß“, schwärmte Stephanie Asamer (21) aus Linz in Österreich. Mary Bustamanti (33) kam extra aus Kolumbien und trug das Brautkleid ihrer Schwester - nicht ohne Hintergedanken: Sie hoffte, dass Harry sie am Straßenrand erspähen könnte. „William ist mir zu seriös, ich mag lieber verrückte Sachen.“ Allerdings verbreitete sich hartnäckig die Prognose, dass Harry und Kates Schwester Pippa doch wunderbar zusammenpassen würden.