Retter, Helfer, Manager: Die Helden von „Sandy“
New York (dpa) - Hunderttausende Menschen, ob beruflich oder nicht, sind während der dramatischen Stunden um den Wirbelsturm „Sandy“ zu Helfern geworden - und manche auch zu Helden. Nicht immer ragen sie aus der Menge der Unbekannten heraus.
Ihre Taten schon:
DIE RETTUNGSFLIEGER DER US-KÜSTENWACHE: Wenn Schiffe in den Hafen fliehen und Flugzeuge längst absolutes Startverbot haben, fliegen sie erst los: Die Rettungsflieger der US Coast Guard fliegen mit ihren rotweißen Hubschraubern und Flugzeugen mitten rein in den Sturm, um Menschen zu retten. 14 der 16 Besatzungsmitglieder des Filmschiffs „Bounty“ verdanken diesem Mut ihr Leben.
Per Winde werden die Schiffbrüchigen dann in den Hubschrauber hochgezogen - wenn es ein guter Tag ist. Wenn nötig, springen die Schwimmer sogar mit Spezialausrüstung in die tosende See, um Menschen zu retten. Ein Navy-Pilot bestätigte der dpa über die Kollegen der Küstenwache: Dramatische Szenen wie im Film „Der Sturm“ von Wolfgang Petersen sind keine Hollywood-Erfindung. „Wenn es um Menschenleben geht, fliegen diese Verrückten wirklich so.“
MICHAEL BLOOMBERG: Der 70-Jährige ist eigentlich Manager und so agiert er auch als Bürgermeister von New York. Seine Ansprachen an die New Yorker sind schnörkellos und gleichen zuweilen eher Anweisungen: „Gehen Sie nicht in den Park! Es ist gefährlich da!“. Menschen in den Evakuierungszonen forderte er auf, zu gehen. „Und zwar jetzt!“. „Wenn Sie um Hilfe rufen, kommen wir. Aber ich möchte nicht das Leben unserer Mitarbeiter riskieren, nur weil zu spät um Hilfe gerufen wurde.“
Die Art kommt bei den nüchternen New Yorkern an, Bloomberg ist beliebt. Das war nicht immer so. Insbesondere nach einem Wintersturm vor knapp zwei Jahren musste er sich anhören, dass die Stadt viel zu spät gehandelt habe. Doch Bloomberg hat sich inzwischen mit nüchternen Profis umgeben - die gemeinsam mit ihm Krisen managen. Bloomberg wiederholt am Ende seiner Reden übrigens immer das wichtigste auf Spanisch - was ihm Frotzeleien auf einem speziell eingerichteten Twitter-Konto („El Bloombito“ eingebracht hat.
DIE MITARBEITER DES NEW YORK UNIVERSITY MEDICAL CENTER: Alle New Yorker Krankenhäuser hatten in der Sturmnacht enorm viel zu tun, doch die Männer und Frauen des University Medical Center mussten zusätzlich noch umziehen. Mitten im schlimmsten Wüten von „Sandy“ stand das Wasser meterhoch in der Klinik und ließ die Elektrik ausfallen, inklusive des Notstrom-Aggregats.
Im Schein von Taschenlampen brachten die Helfer 215 Patienten, einige in kritischem Zustand, in Sicherheit. Auf Tragen wurden die Kranken die Treppen runtergeschleppt - teilweise aus dem 16. Stock! Die dramatische Aktion gelang: Jeder Patient kam, mehr oder weniger wohlbehalten, im Ausweichkrankenhaus an. Am Mittwoch wiederholte sich alles beim Bellevue Hospital. Da war der Sturm zwar längst weg, dafür waren es mehr als 700 Patienten - darunter wenige Stunden alte Babys.
LYDIA CALAS: Wenn New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg redet, übersetzt sie mit Händen und Mundformen. Gebärdendolmetscherin Lydia Calas erklärt, was ihr Chef den New Yorkern mitzuteilen hat. Dabei zaubert Calas den Menschen immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Ihre Mimik und Gestik ist so ausdrucksstark, dass einige Medien sie schon zum „Star der "Sandy"-Nacht ernannten.
Helden sehen vielleicht anders aus als die zierliche Frau, aber eine Helferin, die Tausende auf ihre Weise unterstützt hat, ist Calas ganz sicher. „Sie ist hypnotisierend“, schrieb ein Fan bei Twitter. „Ihr Gesicht sagt aus, was unsere Stadt fühlt“, hieß es in einem extra eingerichteten Blog.