Rückschlag für Kreml: Schwere Kämpfe in Tschetschenien
Grosny (dpa) - In der tschetschenischen Hauptstadt Grosny sind die blutigsten Kämpfe zwischen Extremisten und der russischen Polizei seit Jahren ausgebrochen. Mindestens 19 Menschen wurden getötet.
Mutmaßliche Islamisten hatten im Unruhegebiet Nordkaukasus zunächst drei Polizisten an einem Straßenposten erschossen und sich dann in einem Verlagshaus verschanzt. Beim Sturm der Sicherheitskräfte auf das mehrstöckige Gebäude brach ein Brand aus. Das Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag Bilder des brennenden Hochhauses.
Mindestens neun Angreifer seien getötet worden, sagte der kremltreue Republikchef Ramsan Kadyrow, der die Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben persönlich führte. Bei dem nächtlichen Einsatz starben auch zehn Polizisten. Mindestens 28 seien verletzt worden. Die Bewaffneten hätten einen massiven Anschlag geplant, meinte Kadyrow. Im Internet kursierte ein angebliches Bekennervideo militanter Islamisten.
Der Angriff im Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt ist nach Einschätzung von Experten ein schwerer Rückschlag für den Kreml, der die einstige Bürgerkriegsregion nach eigenen Angaben befriedet hat. Die Attacke ereignete sich nur wenige Stunden vor einer Rede von Kremlchef Wladimir Putin zur Lage der Nation. „Ich bin überzeugt, dass die Behörden diese Terroristen liquidieren“, sagte Putin dabei.
„Der nächtliche Angriff in Grosny wirkt sinnlos - es sei denn, es war ein Versuch, Putin vor der Jahresansprache zu blamieren“, meinte der Politologe Dmitri Trenin vom Moskauer Carnegie Center bei Twitter.
Im russischen Nordkaukasus kämpfen islamistische Extremisten für einen von Moskau unabhängigen Gottesstaat. Angriffe auf Grosny sind indes selten. Die Stadt wird sehr stark bewacht. In den 1990er Jahren verhinderte Moskau in einem Krieg eine Abspaltung Tschetscheniens.
Der Kreml hatte den Anti-Terror-Kampf in der islamisch geprägten ölreichen Teilrepublik vor längerem für beendet erklärt und insgesamt 20 000 Sicherheitskräfte abgezogen. In den angrenzenden Konfliktgebieten Dagestan und Inguschetien sind aber weiterhin tausende Polizisten, Soldaten und Sondereinheiten stationiert.