Rumänischer Film gewinnt Goldenen Bären
Berlin (dpa) - Erstmals ist bei der Berlinale der Goldene Bär an einen Film aus Rumänien verliehen worden. Die internationale Jury sprach den Hauptpreis des Festivals am Samstagabend dem Filmemacher Calin Peter Netzer für sein Psychodrama „Die Stellung des Kindes“ („Pozitia Copilului“) zu.
Darin erzählt Netzer von einer schwierigen Mutter-Sohn-Beziehung in einer korrupten Gesellschaft.
Neben der höchsten Auszeichnung wurden drei weitere Bären an Filmkünstler aus Osteuropa vergeben. Der deutsche Wettbewerbsbeitrag - Thomas Arslans Western „Gold“ mit Nina Hoss in der Hauptrolle - ging dagegen leer aus. Zwei Bären erhielt das Drama „Eine Episode aus dem Leben eines Metallsammlers“ („Epizoda u zivotu beraca zeljeza“) von Oscar-Preisträger Danis Tanovic aus Bosnien-Herzegowina. Tanovic („No Man's Land“) nahm den begehrten Großen Preis der Jury entgegen.
Sein Hauptdarsteller Nazif Mujic wurde außerdem mit dem Preis als bester Schauspieler geehrt. Der Roma spielt in dem Film eine reale Episode aus dem tragischen Leben seiner Familie nach. Weil er die Krankenhausbehandlung für seine schwangere Frau nicht bezahlen kann, stirbt die Mutter fast.
Den Silbernen Bären für das beste Drehbuch verlieh die Jury dem in seiner Heimat verfolgten iranischen Regisseur Jafar Panahi und seinem Kollegen Kamboziya Partovi. Ihr als Bären-Favorit gehandelter Film „Geschlossener Vorhang“ („Pardé“) erzählt, was es bedeutet, als Filmemacher nicht arbeiten zu können.
Dem mit Arbeitsverbot belegten Panahi war die Reise nach Berlin trotz mehrfacher Bitten der Bundesregierung nicht erlaubt worden. Für ihn nahm Partovi die Auszeichnung entgegen. „Das Aufhalten eines Künstlers und eines Denkers war niemals möglich. Bis zum heutigen Tag“, sagte Partovi.
Nach Kasachstan ging die Auszeichnung für die beste Kamera: Aziz Zhambakiyev drehte die berührenden Bilder für das Adoleszenz-Drama „Harmony Lessons“ („Uroki Garmonii“; Regie Emir Baigazin). Als beste Schauspielerin wurde die Chilenin Paulina García geehrt. Sie spielt in „Gloria“ von Sebastián Lelios eine Endfünfzigerin, die noch einmal von der großen Liebe träumt. García dankte vor allem ihrem Regisseur: „Er hat mir diese unglaubliche Rolle gegeben.“
In die USA wurde der Bär für die beste Regie vergeben. Die Jury, in der auch der deutsche Regisseur Andreas Dresen („Halt auf freier Strecke“) saß, entschied sich für David Gordon Greens lakonische Selbstfindungs-Story „Prince Avalanche“.