Sicherheit auf See wird im Studium geübt
Bremen/Elsfleth (dpa) - Im Drama um die havarierte „Costa Concordia“ und das mögliche Versagen des Kapitäns geht es immer mehr um Sicherheit und Verantwortung.
Gerade die Sicherheit sei ein ganz wichtiger Punkt in der Ausbildung, sagen die beiden Leiter der Seefahrtschulen in Bremen und Elsfleth übereinstimmend. „Das zieht sich wie ein roter Faden durchs das Studium“, sagt Dekan Willi Wittig in Bremen. „Bei uns sitzt jeder Nautikstudent insgesamt 160 Stunden am Simulator“, erklärte Prof. Klaus-Jürgen Windeck über die Ausbildung in Elsfleth am Mittwoch.
Erklärungen für die Katastrophe seien schwierig zu finden. „Wenn ich alle Vorschriften einhalte, alle technische Möglichkeiten ausnutze und das Echolot habe, kann es nicht passieren“, meinte Windeck. Am Simulator würden solche Situationen 1:1 geübt, da gehe es um schnelles Reagieren und Entscheiden. Die festgelegten Mindeststandards in der Ausbildung sind weltweit gültig.
Das Verhalten von Kapitän Francesco Schettino, der sein Schiff zu dicht an die Insel steuerte und verlassen haben soll, bevor die Passagiere von Bord waren, wird gerichtlich aufgearbeitet werden. „Das wird eine Seeamtsverhandlung und ein Urteil geben“, sagte Windeck. „Wenn er Fehler gemacht hat, muss er sich dafür verantworten“, betonte Wittig.
Windeck sprach sich gleichzeitig dafür aus, eine Vorverurteilung des Kapitäns zu vermeiden. „Sie können viel trainieren, in einer Krisensituation entscheidet die Persönlichkeitsstruktur.“ In der Ausbildung werde professionelle Ethik vermittelt, wonach es eine Pflicht ist, an Bord zu bleiben. So könne keiner vorhersagen, ob er beispielsweise nach einen Autounfall sachgerecht reagieren werde. „Das stellt sich erst in der Situation heraus.“
An der Hochschule in Elsfleth sind 700 Studierende eingeschrieben, davon 400 Nautiker mit Berufsziel Kapitän. Nach Angaben Windecks ist es die größte Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Angeboten werden dort nicht nur für die Studierende Notfall- und Rettungsübungen im Schwimmbad. „Alle Beschäftigten an Bord müssen soviel Sicherheit haben, dass sie ganz kompetente Partner für die Passagiere sind.“ Die Kurse würden von Reedereien auch für Kellner, Barkeeper und anderes Bordpersonal sowie von Firmen der Offshore-Windenergie nachgefragt.