Sicherheitschef: 390 Tote allein in Bengasi
Tobruk (dpa) - Bei Kämpfen zwischen Truppen des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi und Aufständischen sind in den vergangenen Tagen allein in der Stadt Bengasi mindestens 390 Menschen ums Leben gekommen.
Das sagte der Sicherheitschef der ostlibyschen Stadt, Nuri al-Obeidi, der sich inzwischen den Aufständischen angeschlossen hat, am Donnerstagabend der Nachrichtenagentur dpa. Rund 1300 Menschen seien verletzt worden.
Al-Obeidi berichtete auch von einem unterirdischen Gefangenenlager, das man auf einem Stützpunkt einer von Chamies al-Gaddafi, einem Sohn des Staatschefs, befehligten Militäreinheit entdeckt habe. Unter den 90 befreiten Gefangenen seien auch Deserteure gewesen, die sich geweigert hätten, auf Regimegegner zu schießen. „Die Stadt ist jetzt sicher“, sagte al-Obeidi. „Die Jugend schützt die Wasser- und Stromversorgung.“
In Tobruk versammelten sich Regierungsgener am Abend auf dem zentralen Märtyrerplatz und forderten das Ende der Gaddafi-Herrschaft: „Das Regime von Muammar soll fallen.“ In Tobruk sollen nach Krankenhausangaben vor der Übernahme der Kontrolle durch Aufständische vier Zivilisten getötet und 27 weitere verletzt worden sein.
Ein Polizist in der nordostlibyschen Stadt Al-Baidha sagte der dpa, dass Aufständische dort 200 Söldner getötet hätten. Den ausländischen Soldaten seien vom alten System 12 000 Dollar für jeden getöteten Gaddafi-Gegner geboten worden, hieß es. In mehreren Ortschaften im Osten Libyens wurden den Angaben zufolge auch am Donnerstag noch Polizeidienststellen angezündet. In den Orten Al-Kubba, Labrak und Derna seien in den vergangenen Tagen insgesamt 38 Zivilisten getötet und Dutzende verletzt worden.