Stichwort: Rede zur Lage der Nation
Washington (dpa) - Die Verfassung schreibt dem US-Präsidenten eine jährliche Rede zur „Lage der Nation“ vor. Er solle „dem Kongress von Zeit zu Zeit Informationen über den Zustand der Union (State of the Union)“ geben, heißt es in Artikel 2 der Verfassung.
Während seines Auftritts vor dem Kongress - also den Mitgliedern des Senats und des Abgeordnetenhauses - spricht der Präsident nicht nur über die Lage des Landes, sondern er wirbt auch für eigene Gesetzesvorschläge. Während der Rede muss mindestens ein Kabinettsmitglied abwesend sein, um im Falle eines Anschlags die Nachfolge für den Präsidenten sicherzustellen.
Die erste Rede hielt George Washington 1790, Barack Obama hält die 224. Rede. Nach Angaben der „New York Times“ hatte die erste Rede Obamas im Jahr 2009 rund 53 Millionen Zuschauer, im Vorjahr waren es rund 38 Millionen, fast jeder achte US-Amerikaner.
Die Liste mit historisch bemerkenswerten Reden ist lang: Abraham Lincoln forderte 1862 die Abschaffung der Sklaverei. Franklin D. Roosevelt schwor seine Landsleute 1941 auf einen Krieg gegen Deutschland ein und 1974 nutzte Richard Nixon die „State of the Union“ mitten im Watergate-Skandal zur Werbung in eigener Sache.
1999 schließlich gelang es Bill Clinton, während seines Amtsenthebungsverfahrens in der Lewinsky-Affäre die Nation wieder mehr für sich einzunehmen. 2002 prägte George W. Bush die internationale Debatte mit den Worten von der „Achse des Bösen“.