„Straßenterror“: Unbekannte werfen Granate auf Flüchtlingsheim
Villingen-Schwenningen (dpa) - Nach einem Handgranaten-Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen haben sich Politiker bestürzt gezeigt.
„Also das ist wirklich unfassbar, dass jetzt schon mit Handgranaten - quasi mit militärischen Waffen - auf Asylsuchende losgegangen wird“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Stuttgart. „Wir müssen einfach alles dafür tun, dass wir Extremismus [...], der die rote Linie überschreitet und zu Gewalt übergeht, dass wir den gesellschaftlich radikal ächten.“
CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf nannte die Attacke einen „Anschlag gegen die Menschlichkeit.“ Die Tat müsse mit der ganzen Härte des Rechtsstaates verfolgt und bestraft werden. „Die Täter dürfen nicht ungestraft davon kommen“, twitterte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) unter dem Hashtag #Handgranate.
„Das ist Terrorismus“, twitterte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). Grünen-Bundesvorsitzende Simone Peter sprach von einer „neuen, erschreckenden Kategorie des Hasses, die ein schrillendes Alarmsignal sein muss.“ Der Kampf gegen rechten Terror müsse von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Chefsache gemacht werden.
Gegen 1.15 Uhr wurde der Sprengkörper über einen Zaun auf den geteerten Innenhof der Erstaufnahmestelle geworfen, bestätigte die Polizei. Der Sicherheitssplint war gezogen, die mit Sprengstoff gefüllte Granate explodierte jedoch nicht. Menschen kamen nicht zu Schaden. Ein Wachmann bemerkte die Granate und alarmierte die Behörden. Die Granate wurde von Entschärfern später kontrolliert gesprengt. In der Unterkunft leben nach Auskunft des Regierungspräsidiums Freiburg 104 Flüchtlinge aus mehreren Ländern.
Die Kripo Rottweil richtete die Sonderkommission „Container“ ein. Die Polizei ermittle in alle Richtungen, wolle ein fremdenfeindliches Motiv nicht ausschließen.