Studie: Kein Streikchaos nach Ende der Tarifeinheit
Essen (dpa) - Das Ende der Tarifeinheit im vergangenen Sommer hat laut einer RWI-Studie nicht wie von Kritikern befürchtet zu einem Streikchaos geführt.
Es habe auch keine Gründungswelle von Klein- und Spartengewerkschaften gegeben, heißt es in der am Mittwoch vorgelegten Untersuchung des Rheinisch-Westfälischen Instituts (RWI) für Wirtschaftsforschung in Essen. Deshalb rät das Institut von einer Rückkehr zum alten Grundsatz „Ein Betrieb - ein Tarifvertrag“ ab.
Sollten Aktionen konkurrierender Gewerkschaften in einem Betrieb künftig doch zu wirtschaftlichen Problemen führen, könnten individuelle Regelungen für eine bessere Abstimmung verschiedener Tarifverhandlungen durchgesetzt werden, stellt das RWI fest. Solche Änderungen seien verfassungsrechtlich unbedenklich. Außerdem könne das Streikrecht nach Abschluss eines Tarifvertrages in dem Betrieb eingeschränkt werden, um lähmende Streiks zu vermeiden, rät das RWI.
Im Juni vergangenen Jahres hatte das Bundesarbeitsgericht in einer Grundsatzentscheidung die Tarifeinheit abgeschafft. Die Entscheidung stärkt die Position kleinerer Gewerkschaften. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hatten sie einhellig kritisiert und eine gesetzliche Neuregelung gefordert. Die Kritiker hatten eine Zersplitterung des Tarifvertragssystems befürchtet - und damit die Vervielfachung kollektiver Konflikte. Mit Hinweis auf die aktuellen Streiks der Lokführergewerkschaft GDL forderte die BDA am Mittwoch erneut eine rasche gesetzliche Regelung der Tarifeinheit.