Tag 1 der Sedisvakanz: Die Welt ohne Papst
Rom (dpa) - Nach dem historischen Rücktritt von Papst Benedikt XVI. blickt die katholische Kirche nun nach vorn. Die Suche nach einem Nachfolger für den 85-jährigen Deutschen bestimmt ab heute das Geschehen im Vatikan, wo die Übergangszeit der Sedisvakanz („leerer Stuhl Petri“) begonnen hat.
Die Kardinäle sollen heute offiziell aufgefordert werden, sich in Rom zu versammeln. Der Vatikan geht davon aus, dass sich das Kollegium dann Anfang nächster Woche trifft, um die Wahl eines neuen Papstes vorzubereiten. Wann dann das Konklave beginnt, an dem nach Vatikan-Angaben voraussichtlich 115 Kardinäle teilnehmen werden, ist aber noch offen.
Das knapp achtjährige Pontifikat Benedikts endete am Donnerstagabend wie von ihm bestimmt um 20.00 Uhr - eine Zäsur für die katholische Kirche. Denn der 85-Jährige ist der erste Papst der Neuzeit, der von seinem Amt zurücktrat.
Während seiner letzten Stunden im Vatikan hatte sich Benedikt am Donnerstag bei den Kardinälen und seine Mitarbeitern verabschiedet und seinem Nachfolger „bedingungslose Hochachtung und Gehorsam“ versprochen. Später flog er mit seinem Privatsekretär Georg Gänswein im Hubschrauber in die Sommerresidenz Castel Gandolfo vor den Toren Roms, wo er die kommenden zwei Monate leben will. Später zieht er in ein Kloster im Vatikan, um sich völlig zurückgezogen dem Gebet und der Meditation zu widmen.
Als letzte öffentliche Handlung seines Pontifikats trat Benedikt um 17.38 Uhr auf die Loggia des Palastes in Castel Gandolfo vor den Toren Roms und grüßte die dort versammelten Gläubigen. „Ich bin kein Papst mehr, ich bin nur noch Pilger“, sagte er und segnete die Gläubigen. Um 20.00 Uhr wurde als symbolisches Zeichen für das Ende des Pontifikats das Portal der Residenz geschlossen. In Deutschland läuteten in vielen katholischen Kirchen die Glocken. Am Abend gab es vielerorts Dankgottesdienste. Am zentralen Gottesdienst in der Kathedrale St. Hedwig in Berlin nahmen rund 1000 Gläubige teil, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte den deutschen Papst in seiner Predigt als „Fels in der Brandung einer sich rasant verändernden Welt“. Sein Wirken sei von theologischer Tiefe und intellektueller Weite geprägt gewesen.