Rätselhaftes Fehlerbild Telekom-Störung trennt 900 000 Haushalte vom Netz
Berlin (dpa) - Das Internet durchdringt für viele Menschen den kompletten Alltag, und in immer mehr Haushalten hält das Smart Home Einzug. Doch was ist, wenn das Internet ausfällt - und damit nichts mehr geht?
Berlin (dpa) - Das Internet durchdringt für viele Menschen den kompletten Alltag, und in immer mehr Haushalten hält das Smart Home Einzug. Doch was ist, wenn das Internet ausfällt - und damit nichts mehr geht?
Für 900 000 Haushalte in Deutschland war das am Sonntagnachmittag plötzlich bittere Realität. Mit Hochdruck suchte die Deutsche Telekom nach der Ursache. Mit eingespielten Software-Updates und Patches bekam das Unternehmen die Ausfälle weitgehend in Griff. Offen blieb die Frage: Wie konnte es dazu kommen?
Frühzeitig war auch von Seiten der Telekom ein möglicher Angriff von Außen ins Gespräch gebracht worden. Inzwischen verdichteten sich die Hinweise darauf. Am Nachmittag meldete das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), der Ausfall sei Folge eines weltweiten Angriffs „auf ausgewählte Fernverwaltungsports von DSL-Routern“. Ziel sei gewesen, „die angegriffenen Geräte mit Schadsoftware zu infizieren“. Die Attacken seien auch in dem vom BSI selbst geschützten Regierungsnetz merkbar gewesen, hieß es. Warum bei einem weltweiten Angriff vor allem die Telekom für Schlagzeilen sorgte, blieb zunächst unklar.
Wie die Telekom berichtete, hatten manche Kunden seit Sonntagnachmittag zeitweise Einschränkungen bei der Internet-Nutzung oder starke Qualitätsschwankungen, bei manchen ging dagegen gar nichts mehr. Die Router der Kunden wurden vom Konfigurierungsserver nicht mehr erkannt.
Der Angriff erfolgte laut dem Internet Storm Center auf den Port 7547 der Router. Die Telekom riet betroffenen Nutzern, das Gerät für kurze Zeit vom Strom zu trennen und es dann erneut zu versuchen. Router sind die Schaltzentralen des Netzes und sorgen dafür, dass die Datenpakete ans Ziel kommen. Nach der Neuanmeldung und erneuten Registrierung war das Problem in den meisten Fällen behoben, weil aus dem Netz der Telekom dabei ein Update auf die Router eingespielt wurde.
Offenbar waren nur Router der Telekom-Marke Speedport betroffen. Laut Aussage des Herstellers AVM gab es nach aktuellem Stand keine Beeinträchtigungen bei Nutzern der Fritzbox. Eines der großen Rätsel dürfte für die Analytiker bei der Aufarbeitung des Vorfalls das uneinheitliche Fehlerbild gewesen sein, schätzt Jürgen Kuri, stellvertretender Chefredakteur des Fachmagazins „c't“. Vom Konzern hieß es, mit näheren Details sei erst für die nächsten Tage zu rechnen.
Die Telekom bot betroffenen Kunden mit Mobilfunkvertrag an, sich kostenlos einen unbeschränkten Tagespass freischalten zu lassen um das Internet über das mobile Netz zu nutzen. „Die dort angezeigten Kosten werden nicht berechnet“, heißt es in dem auf Facebook bei „Telekom hilft“ veröffentlichten Angebot. Wer keinen Mobilfunkvertrag bei der Telekom habe, könne Hilfe im nächsten Telekom-Shop bekommen.
Unterdessen wird die wachsende Anfälligkeit wichtiger Infrastrukturen durch den Ausfall mehr als deutlich. Die Bundesregierung verwies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung der Cybersicherheit. Der nötige Schutz von Datennetzen sei eine Aufgabe, die Staat, Wirtschaft und Gesellschaft sehr ernst nehmen müssten und ernst nähmen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.