Fragen & Antworten Treffen zwischen Freunden? Putin empfängt Erdogan in Sotschi

Sotschi (dpa) - Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr diskutieren Kremlchef Wladimir Putin und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan über Syrien und das Ende der Sanktionen. Nun sollen nach und nach alle Einfuhrverbote fallen.

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Die einst zerstrittenen Länder besprechen bei einem Treffen in der Schwarzmeermetropole Sotschi weitere Schritte der Zusammenarbeit - Fragen und Antworten:

Warum ist Erdogan so oft in Russland?

Es ist Erdogans dritter Besuch in Russland seit August 2016, erst vor wenigen Wochen traf er sich mit Putin in Moskau. Erdogan signalisiert damit vor allem der EU, aber auch den USA und der Nato, dass es für Ankara Alternativen zum Westen gibt. Das gilt besonders angesichts der wachsenden Kritik aus Brüssel an Erdogan. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte vergangene Woche bei einem Treffen mit EU-Kollegen auf Malta gesagt, man könne kein Interesse daran haben, dass die Türkei „in Richtung Russland geschoben wird“. Gabriel hatte das als Argument gegen einen Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei angeführt. Bei der Nato dürfte mit Sorge betrachtet werden, dass der Bündnispartner Türkei Interesse am russischen Flugabwehrsystem S-400 hat.

Was haben die beiden Politiker in Sotschi vereinbart?

Beide Staatschefs haben sich für eine Durchsetzung der im Dezember vereinbarten Waffenruhe in Syrien ausgesprochen. Das soll mittels Schutzzonen gelingen. Zudem sollen die Sanktionen beider Länder komplett abgebaut werden. Zunächst soll die Einfuhr von russischem Weizen erlaubt werden, Tomaten aus der Türkei stehen jedoch weiter auf der Verbotsliste. Wann alle Sanktionen fallen werden, teilten Putin und Erdogan nicht mit. Auch der Deal um das Flugabwehrsystem wurde nach Angaben des Kremls besprochen.

Waren Russland und die Türkei nicht im Clinch?

Doch, der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei Ende 2015 führte zu einer schweren Krise. Putin verhängte schmerzhafte Sanktionen gegen die Türkei und übte scharfe Kritik an Erdogan. Der Kremlchef sagte unter anderem: „Allah beschloss, die regierende Clique in der Türkei zu bestrafen, und hat sie um den Verstand gebracht.“ Erdogan sah sich schließlich gezwungen, sich - wie von Putin gefordert - zu entschuldigen. Danach legten die beiden Staaten den Streit im August vergangenen Jahres offiziell bei.

Wie nah stehen sich Putin und Erdogan seitdem?

Die Eiszeit soll vorüber sein, sowohl Putin als auch Erdogan lobten bei dem Treffen die neue Zusammenarbeit. Der Kremlchef betonte, die Beziehung sei wieder auf den altem Stand, Erdogan nannte Putin „meinen lieben Freund“. Erdogan hat seinen Kollegen auch zu einem Treffen am 22. Mai nach Istanbul eingeladen. Auch die wirtschaftlichen Beziehungen scheinen sich zu entspannen: Russische Touristen kommen wieder vermehrt in die beliebten Urlaubsziele, für Türken könnte es Visa-Erleichterungen geben.

Warum gibt es nun eine Annäherung?

Experten sind überzeugt, dass sich trotz der Streitereien letztlich auf beiden Seiten die pragmatische Überzeugung durchgesetzt hat, dass Moskau und Ankara wirtschaftlich und im Syrienkonflikt zusammen mehr erreichen können als alleine. Putin bezeichnete die Türkei als einen der wichtigsten Wirtschaftspartner Russlands.

Wo gibt es Streitpunkte im Syrien-Konflikt?

Die Türkei fordert die Ablösung von Machthaber Baschar al-Assad, dessen wichtigster Unterstützer Russland ist. Ein besonderer Dorn im Auge sind Ankara die Milizen der Kurdenpartei PYD, dem syrischen Ableger der von der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Zudem sieht die Türkei die Rolle des Irans bei den Verhandlungen kritisch. Bei seinem letzten Besuch in Moskau im März forderte Erdogan ein Ende der PYD-Aktivitäten in Moskau. In der Krise mit der Türkei hatte Moskau der PYD die Eröffnung eines eigenen Büros erlaubt.