Umfrage: Kein einheitliches Bild in den Landesverbänden

Berlin (dpa) - Nach dem Rückzug von Oskar Lafontaine im Machtkampf um den Linke-Vorsitz ist seinem Kontrahenten Dietmar Bartsch noch lange keine Mehrheit sicher.

Mehrere Landesverbände wollten sich am Mittwoch in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) noch nicht festlegen. Aus Mecklenburg-Vorpommern kam klare Unterstützung für Bartsch. Dagegen legte ihm die Linke in Baden-Württemberg nahe, nun ebenfalls auf eine Kandidatur zu verzichten. Bremen sprach sich deutlich gegen Bartsch aus. Lafontaine hatte am Dienstag erklärt, doch nicht für den Chefposten antreten zu wollen.

Der Linke-Vorstand in Baden-Württemberg, Bernd Riexinger, sagte, im Südwesten sehe man Bartsch nicht als die Führungsfigur, die jetzt an die Spitze der Partei rücken sollte. Bartsch solle eine weitere Polarisierung vermeiden. Der Rückzug Lafontaines habe viele getroffen. „Ein großer Teil hier bedauert das sehr.“ Persönlich habe er große Hoffnungen in die Vize-Parteichefin Sahra Wagenknecht. Sie sei „das anerkannte Gesicht der Partei“, sagte Riexinger.

Niedersachsens Landtags-Fraktionschef Hans-Henning Adler schlug als Doppelspitze Wagenknecht und den Thüringer Fraktionschef Bodo Ramelow vor. Giesela Brandes-Steggewentz, die an der Spitze der Landespartei in Niedersachsen steht, sagte hingegen: „Ich finde eine weibliche Spitze gut.“ Beide bedauerten den Rückzug Lafontaines von dem Angebot, als Parteichef zu kandidieren.

Die Linke in Rheinland-Pfalz warnte unterdessen vor einer Dominanz des Ostens. „Die Zukunft der Linken in den westdeutschen Ländern hängt ganz davon ab, was wir jetzt am 2. und 3. Juni für einen Parteivorstand wählen“, sagte die Landesvorsitzende Elke Theisinger-Hinkel. Die Parteispitze müsse von der gesamten Partei akzeptiert werden. „Sonst fühlen wir uns in den West-Landesverbänden abgehängt. Es gibt Szenarien, die sind ostlastig.“

Die Geschäftsführerin der Brandenburger Linken, Andrea Johlige, wollte sich nicht festlegen. In den nächsten Tagen werde es noch „ganz viele Kandidaturen“ geben, und das sei gut so. Johlige nannte einen weiteren männlichen Bewerber sowie eine Genossin, die erst seit kurzem in der Partei sei. „Wir wollen, dass die Parteitagsdelegierten eine Wahl haben.“ Von der Berliner Linken hieß es, es sei gut, dass es eine Wahlmöglichkeit gebe. Die Linke in Hessen plädierte für eine „kooperative Führung“. Dies könne auch eine weibliche Doppelspitze sein, sagte der Chef der Landtagsfraktion, Willi van Ooyen. Auch in Sachsen gibt es noch keine eindeutige Positionierung.