Unorthodox, aber erfolgreich: Lisickis Finalgegnerin Bartoli
Wimbledon (dpa) - Marion Bartoli und die Franzosen - eine Liebesbeziehung war das bislang nicht. Doch mit ihrem erneuten Finaleinzug in Wimbledon hat sich die 28-Jährige nun endlich auch in die Herzen ihrer Landsleute gespielt.
„Queen Marion“ schrieb die französische Sportzeitung „L'Équipe“ am Freitag auf ihrer Titelseite, die ein großes Foto von Sabine Lisickis Finalgegnerin zierte.
Am Tag vor dem großen Finale an der Church Road gab sich Bartoli entspannt. Sie sei am Vormittag erst einmal einkaufen gegangen, um ein Geschenk für Amélie Mauresmo zu besorgen, erzählte sie. Die frühere Weltranglisten-Erste und jetzige französische Fed-Cup-Teamchefin feierte am Freitag ihren 34. Geburtstag.
Dass Bartoli mit einer Verantwortlichen des französischen Tennis-Verbandes zusammen Geburtstag feiern würde, galt lange als unmöglich. Viele Jahre lag sie mit den Funktionären in ihrer Heimat im Streit, was vor allem an ihrem Vater und Trainer Walter lag. Bartoli bestand darauf, auch während der Fed-Cup-Wochen mit ihm trainieren zu dürfen, der Verband lehnte das ab. Für Olympia in London wurde Bartoli deshalb nicht nominiert, obwohl sie unbedingt dabei sein wollte. Erst Mauresmo schaffte die Versöhnung.
Auch auf dem Court geht Bartoli meist stur ihren eigenen Weg. Wer die Französin auf auf dem Tennisplatz beobachtet, der muss schon ein wenig schmunzeln. Wie sie zwischen den Ballwechseln an der Grundlinie herumhüpft und trockene Schlagübungen macht, darf durchaus als unorthodox bezeichnet werden. Ihre Gegnerinnen macht die 28-Jährige damit oft verrückt, ihr selbst helfen die Rituale aber.
In ihrem Umfeld hat sich Bartoli nach langer Zeit nun aber zu Veränderungen durchgerungen. Nach den French Open trennte sie sich mal wieder von ihrem Vater als Coach - dieses Mal angeblich für immer. Der hyperehrgeizige Vater machte seiner Tochter das Leben immer wieder schwer, der Druck schien Bartoli schier zu erdrücken. Nun wird sie von Thomas Drouet betreut. Auch das eine verrückte Geschichte, machte Drouet doch jüngst Schlagzeilen, weil ihm der Vater des Australiers Bernard Tomic das Nasenbein brach.
„Ich habe einige schwere Wochen durchgemacht, es gab einige harte Dinge zu klären“, erzählte Bartoli in London. „Aber ich glaube daran, dass das, was dich nicht umbringt, dich nur noch härter macht“, meinte die Nummer 15 der Welt. „Jetzt bin ich einfach wieder glücklich. Auf und abseits des Platzes. Alles ist perfekt.“
Zum Endspiel soll dann auch ihr Vater kommen. „Ich denke, es würde sich nicht richtig anfühlen, wenn er nicht dabei wäre“, sagte Bartoli der „New York Times“. Der erste Grand-Slam-Sieg und die Versöhnung mit ihrem Vater - es könnte ein großer Tag für Bartoli werden. Doch Sabine Lisicki will das verhindern.