US-Finanzaufseherin ist „sehr besorgt“
Washington (dpa) - In den USA geht die Furcht vor einer neuen Finanzkrise um. Die Augen richten sich dabei vor allem auf Europa und dessen Probleme: „Ich bin sehr besorgt darüber, dass Europas Bankensystem der Ausgangspunkt für künftige finanzielle Instabilitäten werden könnte“.
Das erklärte die Chefin der staatlichen US-Einlagensicherung FDIC, Sheila Bair, in einem Redetext für eine Kongressanhörung in Washington. Dort wollten die Parlamentarier am Donnerstag wissen, wie es um das weltweite Finanzsystem steht.
Im Falle von Europa zeichnete Bair ein düsteres Bild: Sie sei nicht nur über die Kreditwürdigkeit einiger Staaten besorgt und über das Engagement der Banken in diesem System. Europas Kreditinstitute entschieden überdies nach eigenem Gutdünken, wie viel Kapital sie für den Krisenfall vorhalten müssten, und die Vertreter wichtiger europäischer Regierungen ließen sie letztlich gewähren. Angesichts dessen sei „die Wahrscheinlichkeit für weitere Probleme bei den Banken beunruhigend hoch“.
Bair nannte keine Namen und sprach auch nicht ausdrücklich von der Gefahr eines Zusammenbruchs des europäischen Bankensystems. Sie verzichtete zudem darauf, eine Verbindung zum katastrophalen Bankrott der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 zu ziehen. Ihre Anmerkungen dürften aber die Märkte beiderseits des Atlantiks aufhorchen lassen. Bair kennt sich mit Bankpleiten aus. Sie musste als Chefin der staatlichen Einlagensicherung FDIC hunderte zumeist kleinere US-Banken in den vergangenen Jahren abwickeln. Im Juli räumt sie ihren Posten.
Die Amerikaner beobachten derzeit sehr genau, was in Europa vor sich geht. Vor allem die Schuldenprobleme Griechenlands sind ein großes Thema in der Politik und an der Wall Street. Institutionelle Investoren stellen derzeit mit Vorliebe Analysten mit Fremdsprachenkenntnissen ein, die sich selbst ein Bild von der Lage in Europa machen können. Vor allem die Haltung der Bundesregierung wird mit Argusaugen verfolgt.
Genauso beobachten die Finanzexperten aber auch die schwierige Lage im eigenen Land: Die Regierung Obama ringt gerade mit den oppositionellen Republikanern um eine Anhebung der Obergrenze für die Staatsschulden. Gelingt bis August keine Einigung, droht der US-Regierung das Geld auszugehen. FDIC-Chefin Bair machte sich dafür stark, dass auch die US-Banken mehr Kapital vorhalten, um für Krisen gewappnet zu sein.