Vertikale Plattenbewegung machte Beben 2004 gefährlich
Münster (dpa) - Das schwere Erdbeben vor Indonesien hätte viel mehr Menschenleben gekostet, wenn die Platte sich anders verschoben hätte. „Bei dem Beben vor Sumatra haben sich die Platten horizontal gegeneinander geschoben.
Das heißt, die Platte ist nicht abgetaucht“, sagte Seismologin Prof. Christine Thomas vom Institut für Geophysik der Universität Münster der Nachrichtenagentur dpa.
„Bei dem großen Erdbeben 2004 ist die Indische Platte abgetaucht. Bei so einer Art Verschiebung wird sie gebogen, nach unten abgedrückt und sackt ab. Dadurch entsteht plötzlich eine Delle im Meeresboden“, sagte Thomas. „Die Indische Platte wird in die Erde hineinverschoben.“ Ein Loch werde aufgerissen. „Dann fließt das Wasser da herein. Jetzt löst sich die Spannung. Ein Teil der Indonesischen Platte, die mit hinabgezogen worden ist, bricht und springt wieder nach oben. Eine Welle wird ausgelöst.“
Bei dem Beben am Mittwoch sei es aber nicht so abgelaufen, sagte die Expertin. Es sei eine sogenannte Blatt-Verschiebung gewesen. „Wenn Platten sich nur gegeneinander verschieben und nicht eine nach unten absinkt, entsteht keine solche Delle.“ Es sacke keine Masse nach unten ab. „Da gibt es kein Loch, wo das Wasser hereinlaufen könnte. Deswegen gab es wohl dieses Mal keinen großen Tsunami.“
Am Mittwoch war es vor der indonesischen Insel Sumatra zu einem schweren Beben gekommen. Die beiden Erdstößen mit Messwerten zwischen 8,1 und 8,6 lösten eine Flutwelle aus, die aber nur etwa 60 Zentimeter erreichte. Am 26. Dezember 2004 hatte ein Tsunami rund um den Indischen Ozean verheerende Zerstörung angerichtet. In acht Ländern waren damals rund 230 000 Menschen ums Leben gekommen.