Analyse: „Konservatismus pur“ reichte nicht
Washington (dpa) - Als der Vorwahlreigen der US-Republikaner zum Jahresbeginn anlief, galt Rick Santorum als Inbegriff des chancenlosen Außenseiters. Äußerlich eher fad und grau, bei Debatten ungelenk - und dann mit viel zu wenig Geld in der Hinterhand.
Doch dann lehrte der 53-jährige, tief religiöse Ex-Senator der Konkurrenz das Fürchten. Mit emsigem Fleiß und erzkonservativen Parolen verschaffte er sich Überraschungs- und Achtungserfolge. Doch seine Chancen auf die Kandidatur - oder gar auf das Weiße Haus - waren nach Meinung vieler Experten eher hauchdünn. Dazu ist der bekennende Katholik aus Pennsylvania schlichtweg zu konservativ.
Mit seiner Ablehnung von Abtreibung etwa auch bei Vergewaltigung und Inzest mochte er zwar das Herz mancher Fundamentalisten der populistischen Tea-Party-Bewegung erwärmen. Doch als mehrheitsfähig gelten solche Ansichten in den USA nicht.
Ähnlich sieht es mit anderen Santorum-Ansichten aus: Die Schwulenehe wollte er am liebsten verbieten, die Evolutionstheorie stellt er öffentlich infrage. Wissenschaftliche Erkenntnisse zur globalen Erwärmung nannte er absurd.
Auch sein Versuch, das Thema Religion zum Wahlkampfthema zu machen, war mit großem Risiko behaftet. Allerdings: Santorum machte sich zur Identifikationsfigur für echte Konservative, für Tiefgläubige und für solche, die Amerikas Führungsanspruch in der Welt hochhalten.
Unerschrocken wettert Santorum etwa gegen Sex vor der Ehe. Demonstrativ präsentierte sich der Vater von sieben Kindern als treu sorgender Familienvater und treuer Ehemann. Doch am Ende ist ihm wohl klar geworden, dass „Konservatismus pur“ selbst in den USA für die Präsidentschaft nicht ausreicht.