Der VW-Konzern hofft nach einem Gewinneinbruch um fast ein Drittel in diesem Jahr wieder mit etwas besseren Geschäften. Zumindest in Europa und Nordamerika sollen Umsatz und Verkaufszahlen wieder etwas nach oben gehen. Beim Gewinn erwartet Konzernchef Oliver Blume trotz des Milliarden-Sparprogramms der Kernmarke VW Pkw noch keine großen Verbesserungen.
„Auch 2025 wird ein anspruchsvolles Jahr“, sagte Blume bei der Bilanzvorlage. Vor allem im wichtigen Markt China rechnen die Wolfsburger auch im neuen Jahr mit einem harten Umfeld. Dort dürften die Gewinne weiter deutlich abschmelzen und auch die Verkaufszahlen erneut zurückgehen. In Europa und den USA rechnet der Konzern dagegen schon 2025 wieder mit leicht steigenden Verkaufszahlen. Weltweit dürfte der Absatz nahezu stabil bleiben.
Sparprogramm zeigt Wirkung
Beim Umsatz traut sich VW 2025 fünf Prozent mehr zu als 2024, die operative Umsatzrendite soll sich in einer Spanne von 5,5 bis 6,5 Prozent bewegen und damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres von 5,9 Prozent liegen. Immerhin eine Milliarde Euro an Einsparungen soll bereits das im Dezember geschürte Sparpaket bei der Kernmarke Volkswagen bringen.
Volkswagen hatte in einem lange schwelenden Konflikt kurz vor Jahresende verkündet, bis 2030 in Deutschland mit 35.000 Stellen fast jeden vierten Job bei der Kernmarke VW Pkw zu streichen. Das allerdings braucht Zeit, da betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen wurden. Jetzt gehe es darum, dieses Programm umzusetzen, sagte Blume.
2024 Gewinn eingebrochen
Das vergangene Jahr schloss VW nach einem sehr holprigen Verlauf mit einer leicht positiven Tendenz ab. Am Ende erwirtschaftete der Konzern mehr als er zwischenzeitlich mit seinen gesenkten Prognosen noch für realistisch gehalten hatte. Das operative Ergebnis fiel um gut 15 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente VW mit 12,4 Milliarden Euro fast 31 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
In China sackte das anteilige operative Ergebnis der dortigen Gemeinschaftsunternehmen von 2,6 Milliarden auf 1,7 Milliarden Euro. Im neuen Jahr dürfte es in China noch dicker kommen: Dann rechnet Blume nur noch mit einem Beitrag von 0,5 Milliarden bis 1,0 Milliarden Euro aus der Volksrepublik. Grund seien Investitionen in neue Technik, aber auch der harte Wettbewerb im Land.
Mit einer Trendwende in China rechnet Finanzchef Arno Antlitz erst Ende des Jahres. In den kommenden Jahren soll es dort dann beim Ergebnis wieder aufwärtsgehen. Helfen sollen dabei auch neue E-Modelle, die zusammen mit dem chinesischen Partner Xpeng entwickelt werden.
Verbrenner-Strategie auf dem Prüfstand
Wegen des stockenden Hochlaufs der Elektromobilität will Blume konzernweit die Elektro-Strategie überprüfen. Die VW-Tochter Porsche, wo Blume ebenfalls an der Spitze steht, hatte er Anfang Februar angesichts schwacher Zahlen bereits angekündigt, sich in einem strategischen Schwenk wieder mehr dem Verbrenner zuzuwenden. „Die gleiche Überprüfung findet in allen Marken statt“, sagte Blume.
Einen kompletten Kursschwenk schloss Blume aber aus. „Wir setzen auf Elektromobilität und halten die Elektromobilität im Übrigen auch für die überlegende Technologie für die Zukunft.“ Angesichts des langsamer verlaufenden Hochlaufs als erwartet gehe es aber darum, flexibel zu bleiben und „bis weit in die 2030er-Jahre“ alle Antriebsarten im Programm zu haben. Und das gelte für alle Marken des Konzerns.
Große Hoffnungen setzt er auf die angekündigten Einstiegsmodelle der Marke VW für 25.000 und 20.000 Euro, die 2026 und 2027 anlaufen sollen. „Das wird auf der Volumenseite dann natürlich auch noch mal richtig ankurbeln.“
CO2-Ziel wird 2025 verfehlt
Mit Blick auf das EU-weite Verbrenner-Verbot 2035 sprach sich Blume dafür aus, den Übergang flexibler zu gestalten. „Das wäre mein Wunsch.“ Vorbild könnte die mögliche Lockerung der CO2-Flottenziele sein, für die Hersteller nun drei Jahre mehr Zeit bekommen sollen. 2025 werde man das Ziel wohl nicht erreichen, räumte Antlitz ein. Das könne man nun aber in den Folgejahren ausgleichen. „Wir müssen dann 2026 und 2027 übererfüllen.“
Die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, dass die strengen Flottenziele nicht mehr in jedem Jahr erreicht werden müssen, sondern nur im Durchschnitt der drei Jahre 2025 bis 2027. Bisher drohen den Herstellern beim Verfehlen der Ziele hohe Strafzahlungen.
Zusätzliche US-Zölle im Ausblick noch nicht eingerechnet
Herausforderungen ergeben sich laut VW zudem aus einem Umfeld politischer Unsicherheit, zunehmenden Handelsbeschränkungen und geopolitischen Spannungen. Zusätzliche Zölle der USA für Einfuhren etwa sind noch nicht in den Ausblick von Europas größtem Autobauer eingerechnet.
VW in Nordamerika profitiert noch vom Aufschub erhöhter Zölle für Waren, die den Regeln des dortigen Freihandelsabkommens USMCA entsprechen - allerdings gilt das zunächst nur bis Anfang April. Es ist offen, wie US-Präsident Donald Trump danach verfährt. Finanzchef Antlitz sagte mit Blick auf US-Zölle, Fahrzeuge könnten nicht über Nacht in US-Werke verschoben werden.
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