Wankende Franzosen dank Endspurt ins Viertelfinale: 2:0 gegen Nigeria

Brasília (dpa) - Diese Franzosen machen den WM-Favoriten keine Angst. Erst ein starker Schlussspurt sicherte dem lange bedenklich wankenden Weltmeister von 1998 den 2:0 (0:0)-Erfolg über Nigeria und den Einzug in das Viertelfinale gegen die DFB-Auswahl oder Algerien am Freitag (18.00 Uhr MESZ) in Rio de Janeiro.

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Frankreichs Trainer Didier Deschamps war nach dem Kopfballtreffer von Paul Pogba und dem Eigentor von Joseph Yobo (90.+2) in dessen 100. Länderspiel die Erleichterung deutlich anzumerken.

„Es herrschte eine große Anspannung, aber wir haben's geschafft“, sagte Deschamps und zeigte sich stolz auf den ersten Viertelfinal-Einzug seit 2006. „Wir wollen deshalb nicht abheben, aber wir müssen das genießen. Wir sind im Viertelfinale und wollen auch das nächste Spiel gewinnen“, verkündete der einstige Stratege im großen Weltmeister-Team.

Nach der Zitterpartie gegen den fast 70 Minuten lang ebenbürtigen Afrikameister wollte Deschamps sogar zumindest eine kleine Feier erlauben, denn auch ohne Franck Ribéry haben sich die „Blauen“ unter den besten Acht der Welt zurückgemeldet. „Ich bin sehr zufrieden. Ins Viertelfinale zu kommen, das ist ein ganz großer Moment für mich“, kommentierte der als bester Spieler ausgezeichnete Pogba trotz der bisher schwächsten Turnierleistung der Franzosen.

Die Nigerianer verpassten es wie 1994 und 1998, erstmals die Runde der letzten Acht zu erreichen. Trainer Stephen Keshi ließ danach offen, ob er im Amt bleibt. „Ich gehe nach Hause, werde meine Frau wiedersehen und meine Kinder“, meinte er nur. Seine Analyse fiel treffend aus: „Das war ein gutes Spiel, aber dass wir verloren haben, das ist schlecht.“ Der unglückliche Jubilar Yobo, mit seinem zehnten Endrunden-Einsatz nun Nigerias WM-Rekordspieler vor dem einstigen Frankfurter Jay-Jay Okocha, klagte: „Wir haben alles gegeben, aber so ist Fußball. Wir hätten es heute besser machen können. Am Anfang haben wir gut gespielt, nur unsere Chancen nicht genutzt.“

Die 67 882 Zuschauer im Estadio Nacional sahen eine erste Halbzeit mit nur wenigen Höhepunkten, in der vor allem der Favorit enttäuschte. Torjäger Karim Benzema von Real Madrid konnte sich nach seiner starken Vorrunde ebenso wie Sturmspitze Olivier Giroud nur selten durchsetzen und verstolperte sogar einige Male den Ball.

Die größten Aufreger vor der Pause gab es binnen drei Minuten. Emmanuel Emenike stand knapp im Abseits, als er eine Eingabe von Ahmed Musa ins Netz drückte (19.). Bei der besten Chance der „Bleus“ in der ersten Halbzeit scheiterte Pogba mit seinem Volleyschuss an Nigerias glänzend reagierendem Keeper Vincent Enyeama (22.).

Auf der anderen Seite war Hugo Lloris nur bei einem Fernschuss von Emenike gefordert (44.). Der Afrikameister trat wie bisher schon in Brasilien vorsichtig und kompakt auf. Auch Ballverteiler John Obi Mikel vom FC Chelsea bevorzugte angesichts der gefürchteten französischen Konterstärke lieber den Sicherheitspass. Der Außenseiter bestimmte bei guten äußeren Bedingungen überraschend auch nach der Halbzeit das Geschehen - bis Deschamps den wirkungslosen Giroud vom Platz nahm. Dafür kam Antoine Griezmann, der bis dahin zweikampfschwache Benzema rückte vom linken Flügel in die Spitze und hatte nach Zusammenspiel mit Griezmann prompt die bis dahin größte Möglichkeit: Torhüter Enyeama war jedoch dazwischen, Victor Moses schlug den Ball dann knapp vor der Torlinie weg (70.).

Urplötzlich dominierte der WM-Finalist von 2006 und hatte Pech, als Johan Cabaye aus 22 Metern nur die Unterkante der Latte traf (77.). Benzema scheiterte danach per Kopf an Enyeama (78.), den folgenden Eckball verlängerte der Keeper unglücklich zu Pogba, und der Mittelfeldspieler von Juventus Turin nickte das Leder ins leere Tor ein. Die letzten Bemühungen der unglücklichen Nigerianer blieben wirkungslos, Yobo drückte den Ball dann zur Entscheidung über die eigene Torlinie.