Was wäre wenn: Szenarien nach dem Tag X

Athen (dpa) - Bei dem Referendum sollen die Griechen sagen, was sie von den Spar- und Reformvorschlägen der Gläubiger halten. Was könnte nach der Abstimmung passieren? Ein Überblick:

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SZENARIO „JA“: Das Angebot der Geldgeber gilt ja eigentlich gar nicht mehr. Denn das Hilfsprogramm ist ausgelaufen. Sollten die Griechen „Ja“ zu einem Kompromiss mit den Geldgebern sagen, hieße das nicht, dass die Vereinbarungen gelten und das Land die Gelder bekommt. Allerdings wäre es ein wichtiges Signal für neue Verhandlungen.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer geht davon aus, dass Tsipras die Reformliste nach einem positiven Votum der Wähler wohl „zähneknirschend“ unterschreiben würde: „Mit Tsipras' Unterschrift wäre die Überprüfung des zweiten Hilfsprogramms nachträglich abgeschlossen, die Finanzminister der Geberländer würden Griechenland wohl die damals versprochene Zwischenfinanzierung zur Verfügung stellen“, schreibt er in einer Analyse. Wichtige Akteure, wie Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble haben allerdings klar gesagt, dass die Verhandlungen quasi wieder bei Null beginnen.

Und was ist mit Tsipras? Er hat seine politische Zukunft - wie auch Finanzminister Gianis Varoufakis - mit dem Ausgang des Referendums verbunden. Hält er Wort, ist das wohl das Ende der Regierung aus linker Syriza und rechtspopulistischer Anel.

SZENARIO „NEIN“: Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat klar gemacht, dass ein „Nein“ die Verhandlungsposition des Landes sehr schwächen würde. Er brachte auch die Möglichkeit eines „Grexit“ ins Spiel. Bei einer Ablehnung der Sparvorschläge gebe es nicht nur keine Basis für ein neues Hilfsprogramm, „sondern dann ist es sehr fraglich, ob es überhaupt eine Basis für Griechenland in der Eurozone gibt“, sagte er. Ein Ausscheiden eines Landes aus der Eurozone ist allerdings rechtlich gar nicht vorgesehen.

Stimmen die Griechen gegen den Kompromiss, fehle dem Land das Geld um am 20. Juli die von der EZB gehaltenen Staatsanleihen von 3,5 Milliarden Euro zurückzuzahlen, meint Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. „Dann käme die EZB wohl kaum umhin, eine Zahlungsunfähigkeit des Staates und damit seiner Banken festzustellen.“

SZENARIO „VAROUFAKIS“: Der griechische Finanzminister hat in den vergangenen Tagen wiederholt betont, dass er auch im Falle einer Ablehnung eine Einigung mit den Gläubigern erwarte. Wie das funktionieren soll, ist allerdings völlig unklar.