Wirtschaftsweiser: Rettungsschirm nicht ausreichend
Köln (dpa) - Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hält den gerade beschlossenen Euro-Rettungsschirm ESM mit einem Umfang von 500 Milliarden Euro nicht für ausreichend. „Wir brauchen mehr Geld“, sagte Bofinger am Dienstag im Deutschlandfunk.
Darüber hinaus müssten weitere Maßnahmen in Angriff genommen werden, damit vor allem Italien und Spanien zu „vernünftigen“ Zinsen Geld bekommen. Die Märkte würden das derzeit nicht tun, da sie „massiv verunsichert“ seien. Es sei nicht sicher, dass mit dem Rettungsschirm günstige Zinsen herbeigeführt werden könnten.
Bofinger befürchtet, dass die Prognosen für Italien und Spanien immer weiter nach unten korrigiert werden und sie ihre Schulden dann nicht mehr in den Griff bekommen. „Diese Abwärtsspirale müssen wir verhindern“, sagte er. Sonst sehe er - wie die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde - die Gefahr, das Europa in eine große Depression gerate. Griechenland sei ein Beispiel dafür, wie ein Land kaputt gespart worden ist. Nun befinde es sich in freiem Fall.
Ein Grundproblem bei der derzeitigen Diskussion sei, dass die Rettungsschirme als Notfallmaßnahme konzipiert seien und deswegen immer stigmatisierend wirkten. „Wenn Länder das in Anspruch nehmen, machen sie das nur in allerletzter Not“, sagte Bofinger. Wenn sie auf dieses Geld zurückgriffen, sei es bereits zu spät. Vielmehr komme es darauf an, die Staaten normal mit Geld zu versorgen und nicht, sie zu retten.