Wissenschaftler und Politiker zollen Schavan für Arbeit Respekt
Berlin (dpa) - Führende Politiker und Wissenschaftler haben der bisherigen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) großen Respekt für ihre Arbeit gezollt. Ihr Rücktritt wurde aber in ersten Reaktionen als weitgehend richtig bewertet.
SPD-Chef Sigmar Gabriel nannte Schavan „eine hoch anständige und kompetente Kollegin, um die es mir außerordentlich leid tut“, wie er der „Welt am Sonntag“ sagte. Das „Rauf und Runterschreiben von Personen ist manchmal widerwärtig“, fügte er hinzu. Für Politiker dürfe es aber trotzdem keinen „Promi-Rabatt“ geben. Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, sprach von einem Akt politischer Konsequenz. „Für Frau Merkel hätte dieses Jahr nicht schlechter beginnen können“, fügte er hinzu.
In der CDU sei die Rücktrittsentscheidung Schavans „mit großem Bedauern und Respekt“ aufgenommen worden, erklärte Generalsekretär Hermann Gröhe. „Mit ihrem unermüdlichen Einsatz hat Annette Schavan in einem für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes entscheidenden Feld der Politik Maßstäbe gesetzt.“ Auch die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt und Sachsen, Reiner Haseloff und Stanislaw Tillich (beide CDU), bedauerten den Rückzug Schavans.
Der FDP-Vorsitzende, Wirtschaftsminister Philipp Rösler, bedauerte, dass Schavan ihre erfolgreiche Arbeit nicht fortsetzen könne. „Wir Liberale haben mit Annette Schavan in der Bildungspolitik hervorragend zusammengearbeitet und sind ihr dafür dankbar. Gemeinsam haben wir viel erreicht“, betonte er. Viele Projekte blieben auf immer mit ihrem Namen verbunden.
Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), Bernhard Kempen, sprach von einem „notwendigen und folgerichtigen“ Schritt. Seit dem Entzug des Doktortitels sei Schavan in ihrem Amt beschädigt gewesen. Mit dem Rückzug wende die CDU-Politikerin sowohl von der Wissenschaft als auch von ihrem Amt Schaden ab. Für ihre politischen Leistungen verdiene Schavan allerdings Anerkennung. Der Hochschulverband ist die bundesweite Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland mit über 27 500 Mitgliedern.
Die Grünen nahmen den Rücktritt laut Fraktionschef Jürgen Trittin „mit Respekt“ zur Kenntnis. „Sie hätte ihr Amt als Bundesforschungsministerin nicht mehr glaubwürdig ausüben können.“ Schavans Nachfolgerin Johanna Wanka sei gerade wegen ihrer Position zu Studiengebühren in Niedersachsen abgewählt worden. „Offensichtlich ist Abgewähltsein eine hinreichende Voraussetzung, um ins Kabinett Merkel berufen zu werden.“ Nach Ansicht der Linkspartei erspart der Wechsel eine monatelange Hängepartie. Zu hoffen sei, dass Schavans Nachfolgerin Johanna Wanka eine Kursänderung einleite, sagte die forschungspolitische Sprecherin der Linken, Petra Sitte.