Wolfgang Niersbach: Der Absturz nach dem steilen Aufstieg

Frankfurt/Main (dpa) - Eine bemerkenswerte Karriere steht kurz vor ihrem Ende. Wolfgang Niersbach war Journalist beim Sport-Informations-Dienst, als er 1988 zum DFB wechselte und seinen steilen Aufstieg innerhalb der Sportpolitik begann.

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Der heute 64-Jährige wurde zunächst als Pressechef für die EM 1988 im eigenen Land engagiert und arbeitete sich dann beim Deutschen Fußball- Bund hoch: zum Mediendirektor, zum geschäftsführenden Vizepräsidenten des Organisationskomitees für die WM 2006, zum Generalsekretär des DFB. Am 2. März 2012 wurde er als Nachfolger von Theo Zwanziger an die Spitze des größten Sportfachverbands der Welt gewählt.

Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als könne Niersbach sogar zum neuen UEFA- oder FIFA-Präsidenten aufsteigen. Doch nun droht er nicht nur über die Affäre um die WM 2006 zu stürzen, sondern auch über seinen dilettantischen und viel kritisierten Umgang damit.

Am Dienstag ließ die Staatsanwaltschaft nicht nur die DFB-Zentrale durchsuchen, sondern auch Niersbachs privaten Wohnsitz in Dreieich. Schon zuvor hatte er sich bei der Frage in Widersprüche verwickelt, wann genau er von welchen Details des Skandals erfahren haben will. Mit der Aufklärung beauftragte der Verband ausgerechnet eine Kanzlei, deren Partner privat mit Niersbachs Büroleiter verbandelt ist. Bei seiner denkwürdigen Pressekonferenz zu der gesamten Affäre hatte der DFB-Chef auf keine einzige Nachfrage eine schlüssige Antwort.

Ungewollt bestätigte Niersbach damit jene Zweifel, die ihn schon seit seiner Wahl zum DFB-Präsidenten begleiten. Er sei eine „wandelnde Wellness-Oase“, schrieb der „Spiegel“. Niersbach vermag überall für einen Ausgleich und eine nette Atmosphäre zu sorgen, er sonnt sich auch gern im Glanz des Profifußballs und großer Namen wie Franz Beckenbauer. Eine Haltung in gesellschaftlichen oder politischen Fragen und eine Linie in der WM-Affäre hat er dagegen nie gezeigt.