Zschäpe will im NSU-Prozess weiter schweigen
München (dpa) - Beate Zschäpe, die Hauptangeklagte im NSU-Prozess in München, wird nach Angaben ihrer Anwältin Anja Sturm in dem Verfahren weiter schweigen - zumindest vorerst.
Dies betreffe die unmittelbare interne Verteidigungsstrategie, sagte die Verteidigerin im „Morgenmagazin“ des ZDF vor Beginn des letzten Verhandlungstages vor der Sommerpause. „Sie können davon ausgehen, dass wir diese immer wieder überprüfen, aber im Augenblick überhaupt keine Veranlassung sehen, an dieser Strategie etwas zu ändern.“
Dass immer wieder gefordert werde, Zschäpe solle Reue zeigen, sei „möglicherweise verständlich“, gehe aber an der Sache vorbei, sagte Sturm. „Bislang kann keine Rede davon sein, dass unsere Mandantin hier irgendwie schon Reue zeigen müsste für Taten, die ihr bislang nicht nachgewiesen sind, für die es kein Geständnis gibt und die aus unserer Sicht zumindest auch teilweise sehr dünn zusammengestrickt sind.“ Die schon eingangs von der Verteidigung als „sehr dünn“ kritisierte Anklage sei „inzwischen noch nicht substantiiert gefestigt“ worden, sagte Sturm.
Das Oberlandesgericht München befasst sich weiterhin parallel mit mehreren Tatkomplexen des umfangreichen Verfahrens: Heute soll zunächst ein Rechtsmediziner vernommen werden, der den 2004 in Rostock ermordeten Mehmet Turgut untersucht hat. Der 25-Jährige arbeitete in einem Döner-Imbiss.
Außerdem sollen am 32. Verhandlungstag sechs Polizisten als Zeugen gehört werden, die nach dem Mord an Ismail Yasar in Nürnberg ermittelt hatten. Der 50-Jährige wurde 2005 ebenfalls in einem Döner-Imbiss ermordet.
Als unmittelbare Täter am Ort waren der Anklage zufolge jeweils die Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Sie hatten sich 2011 selbst getötet, um der Festnahme zu entgehen. Zschäpe ist als Mittäterin angeklagt. Sie ist die einzige Überlebende des Trios und soll für die legale Fassade der Gruppe gesorgt haben.
Nach der Sommerpause soll der Prozess am 5. September fortgesetzt werden.