Zwanziger: „Wir hören nicht auf, Fußball zu spielen“

Wolfsburg (dpa) - Fragen an Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), nach dem WM-Viertelfinal-Aus der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen Japan (0:1 n.V.) am Samstagabend in Wolfsburg.

Wie groß ist die Enttäuschung?

Zwanziger: „Die Enttäuschung ist schon groß, da mache ich gar keinen Hehl draus. Das tut weh. Deshalb war es mir wichtig, mit allen Spielerinnen ein paar Worte zu wechseln und ihnen zu zeigen, dass wir nicht nur dann zusammenstehen, wenn wir feiern und Pokale überreicht bekommen, sondern auch, wenn es daneben geht.“

Was haben Sie ihnen gesagt?

Zwanziger: „Das ist unterschiedlich. Die jüngeren Spielerinnen kann man relativ schnell motivieren, weil sie wissen, dass sie eine Perspektive und eine neue Chance haben. Es wird sicherlich für die Spielerinnen, für die es das letzte Turnier war, etwas schwieriger. Sie hätten sich gerne in ihrem Heimatland mit diesem Titel verabschiedet. Da ist die Enttäuschung noch ein bisschen größer.“

Wird es bei Silvia Neid Konsequenzen geben?

Zwanziger: „Das kann ich mir nicht vorstellen. Silvia Neid hat in ihrer Karriere viel erreicht. Sie muss auch mit so einer Niederlage leben, sie wird es analysieren und sich die Frage stellen, was schief gelaufen ist. Das ist die Analyse der nächsten Wochen und dann werden wir sehen, wie es mit dem Aufbau der Mannschaft und der Nachwuchsförderung weitergeht. Silvia Neid ist das Beste, was wir kriegen können.“

Wie groß ist der Imageschaden für den DFB durch das unerwartete Aus?

Zwanziger: „Imageschaden, nein. Sie können doch nicht die Leistung des DFB daran messen, dass wir immer Welt- und Europameister werden. Ganz im Gegenteil: Ich bin froh, dass die Weltspitze im Frauenfußball deutlich enger zusammengerückt ist. Dass die Menschen in Deutschland, die der Mannschaft wie wir alle den Titel zugetraut haben, nun enttäuscht sind, ist völlig klar. Aber es geht morgen weiter. Wir hören doch nicht auf, Fußball zu spielen.“

Für Birgit Prinz war es das letzte Turnier im Nationalteam. Sie konnte sich nun nicht auf dem Feld vom Publikum verabschieden. Wird über ein Abschiedsspiel für sie nachgedacht?

Zwanziger: „Ich will da nichts ankündigen, aber eins ist klar: Birgit ist eine so großartige und verdiente Nationalspielerin und deutsche Sportpersönlichkeit, dass ihr ein hohes Maß an Anerkennung zuteilwerden muss, wenn sie die Entscheidung zum Rücktritt trifft. Ich habe sehr viel Respekt vor Birgit und ich weiß, dass sie eine Persönlichkeit ist, die nicht aus den Medien erfahren möchte, was man tut. Ich halte, was die Anerkennung für Birgit betrifft, alles für möglich, was im Rahmen der Verantwortung des DFB ist.“

Was gilt es nun im DFB für den deutschen Frauenfußball zu tun?

Zwanziger: „Unsere Aufgabe ist es, zu schauen, ob die Fernsehzuschauer speziell am Frauenfußball Interesse haben. Zudem müssen wir die Frauen-Bundesliga langsam aber stetig zu größerer Aufmerksamkeit, zum Beispiel in die Nähe der 3. Liga der Männer, bringen.“