30 000 Anleger von Solar Millennium-Pleite betroffen
Erlangen/Nürnberg (dpa) - Von der Pleite des Erlanger Solarkraftwerk-Entwicklers Solar Millennium sind nach ersten Erkenntnissen rund 30 000 Anleger betroffen.
Dabei müssten vor allem die 14 000 Aktionäre des Unternehmens um ihr Geld bangen, deutete der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm in Nürnberg in einer Mitteilung an. Ihre Ansprüche rangierten hinter denen aller anderen Gläubiger; erst wenn deren Forderungen zu 100 Prozent erfüllt seien, sähen die Aktionäre Geld. Die Gehaltszahlungen der 60 von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter seien dagegen bis Ende Februar gesichert.
Darüber hinaus besitzen nach Angaben des Insolvenzverwalter rund 16 000 Anleger sogenannte Inhaber-Teilschuldverschreibungen des Unternehmens über 227 Millionen Euro; mit ihnen habe Solar Millennium seine Kraftwerksprojekte finanziert. Diese Anleger seien Gläubiger im Insolvenzverfahren; sie erhielten damit die gleiche Quote ausbezahlt wie alle anderen Gläubiger auch. „Wie hoch die Quote sein wird, lässt sich heute noch nicht prognostizieren“, betonte Böhm laut Mitteilung. Das Unternehmen hatte Ende Dezember 2011 einen Insolvenzantrag gestellt.
Außen vor seien dagegen Anleger, die ihr Geld in die beiden geschlossenen Fonds „Andasol“ und „Ibersol“ investiert hätten. Beide Fonds hätten keine Insolvenz angemeldet. Beide Fonds hatte Solar Millennium zur Finanzierung von zwei solarthermischen Kraftwerken in Südspanien aufgelegt. Das Andasol-Kraftwerk sei inzwischen in Betrieb; 3 569 Anleger hätten dafür ein Kaptal von 48 Millionen Euro aufgebracht. Die von 537 Anlegern stammenden 6,6 Millionen Euro des Ibersol-Fonds seien auf einem Treuhandkonto und sollen nach einer Rückabwicklung des Fonds an die Fondsgläubiger ausgezahlt werden.
Zu dem in den vergangenen Tagen aufgetauchten Verdacht, bei Solar Millennium seien auf kriminelle Weise Gelder veruntreut worden, wollte sich der Sprecher des Insolvenzverwalters zunächst nicht äußern. Derzeit konzentriere sich Böhm darauf, vorhandene Werte zu sichern. „Wenn der Insolvenzverwalter allerdings feststellt, dass Geld veruntreut oder in dem Unternehmen schlecht gewirtschaftet wurde, ist es seine Aufgabe, das Geld für die Gläubiger zurückzuholen“, unterstrich der Sprecher.
Unterdessen laufen bei Solar Millennium die Geschäfte weiter. Der Insolvenzverwalter strebt an, den Kern des Unternehmen - die Projektgesellschaft mit ihren 60 Mitarbeitern - als Paket oder einzeln zu verkaufen. Die Unternehmensberatung Deloitte sei inzwischen mit der Investorensuche beauftragt.
Eine besondere Herausforderung im Verkaufsprozess bildet nach Angaben des Insolvenzverwalters die komplizierte Firmenstruktur mit rund 60 Projektgesellschaften und Firmen-Beteiligungen in zahlreichen Ländern, vor allem in Deutschland, USA und Spanien. Das bedeute, dass die Weiterführung oder der Verkauf für jede Gesellschaft einzeln verhandelt werden müsse.