Abkommen zum Freihandel: Mehr Jobs, mehr Geld, mehr Export

Europa und die USA versprechen sich viel von einem Abkommen zum Freihandel.

Frankfurt. Die Hoffnungen der deutschen Wirtschaft sind immens: Durch ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA könnten in der EU 400 000 Arbeitsplätze entstehen, davon bis zu 110 000 in Deutschland, rechnet das Münchner Ifo-Institut vor.

Doch so weit ist es noch nicht. Überschattet von der Abhöraffäre hat am Montag in Brüssel die zweite Verhandlungsrunde zu dem Handelsabkommen (Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP) begonnen, das Zölle und andere Handelshemmnisse wie Ein- und Ausfuhrverbote zwischen Europa und den USA abbauen soll. Eigentlich sollten die Gespräche schon im Oktober fortgesetzt werden. Der Termin fiel aber wegen der Haushaltskrise in den USA ins Wasser.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat die Verhandlungspartner aufgefordert, das Tempo zu erhöhen. Das Abkommen habe eine enorme ökonomische, politische und strategische Bedeutung für Europa und Amerika, so der Verband. Das sehen auch die deutschen Maschinenbauer so. „Neben steigenden Exporten in die USA würden steigende Reallöhne und mehr Beschäftigung in Deutschland folgen“, sagt Ulrich Ackermann vom Branchenverband VDMA. Auch die deutsche Autoindustrie sieht „erhebliches Potenzial“.

Denn die Freihandelszone hätte gigantische Ausmaße: „Das angestrebte Abkommen würde die beiden größten Wirtschaftsräume der Welt, die mehr als 50 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaften, vereinigen. In den USA könnte es zu jährlichen BIP-Steigerungen von bis zu 130 Milliarden Dollar führen. In der EU rechnet man mit einer jährlichen Steigerung von 160 Milliarden US-Dollar“, betont Bernhard Mattes, Präsident der deutsch-amerikanischen Handelskammer AmCham Germany.

Nicht nur der Handel würde erleichtert durch den Abbau von Zöllen und Bürokratie. Für manchen Industriezweig noch weit wichtiger wäre die Vereinheitlichung von Normen und Zulassungsverfahren. So müssen Autos heute sowohl nach europäischen als auch nach US-Standards auf Sicherheit und Abgaswerte getestet werden. Selbst Kleinigkeiten wie unterschiedliche Lichtanlagen gehen für die Hersteller richtig ins Geld. All das zahlt am Ende der Kunde mit.

Doch auch die USA haben Interesse an einer Einigung. Das Land zählt zu den wichtigsten Import- und Exportpartnern der EU. Gelingt ein Freihandelsabkommen, dürfte der transatlantische Handel deutlich wachsen. Dies gewinnt umso mehr an Bedeutung, als die Wirtschaft in Asien an Schwung verliert — dem Kontinent, dem die Amerikaner in den vergangenen Jahren ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben.

AmCham hält für die EU ein Exportplus von gut 250 Milliarden Dollar für möglich, für die USA von 220 Milliarden Dollar. Das erhöht auch die Einkommen: Laut Ifo-Institut könnte das reale Einkommen in der EU um bis zu 9,7 Prozent steigen, in Deutschland um 4,7 und in den USA um 13,4 Prozent.