Air Berlin: Retter aus dem Morgenland
Air Berlin erhält durch den Einstieg von Etihad frisches Kapital. Die Araber erobern den europäischen Markt.
Berlin. Europas Fluggesellschaften müssen sich im kommenden Jahr warm anziehen. Für die kränkelnde Air Berlin wird es allerdings voraussichtlich erst einmal wärmer. Die staatliche Etihad Airways, reiche Retterin vom Persischen Golf, verschafft Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft mit ihrem Einstieg das nötige Polster, um heil durch eine drohende Wirtschaftskrise zu kommen.
Für Europas Fluggesellschaften sieht es düster aus. Auf 600 Millionen US-Dollar schätzt die Weltluftfahrt-Organisation IATA die Verluste für den positiven Fall, dass die Politik den Euro rettet und eine veritable Bankenkrise ausbleibt. Sollte sich die Krise allerdings ausweiten, rechnet IATA-Chefökonom Brian Pearce sogar mit Verlusten in mehrfacher Milliardenhöhe.
Keine Frage, dass sich Air Berlin für diesen Fall wappnen musste. Seit Jahren fliegt die Fluglinie in den roten Zahlen. In der Krise führen solche Lasten leicht zum wirtschaftlichen Absturz.
Für die Scheichs aus dem Emirat Abu Dhabi ist Air Berlin eine billige Beute. Mit rund 73 Millionen Euro kostet sie das ganze Aktienpaket weniger als ein einziges Mittelstreckenflugzeug. Außerdem spendiert Etihad einen Kredit, der über fünf Jahre läuft. Doch der strategische Vorteil für die Araber könnte immens sein. „Deutschland ist ein wichtiger Markt, und Air Berlin ist auch in Österreich, der Schweiz und Spanien gut vertreten“, schwärmt Etihad-Chef James Hogan.
Wenn die Zusammenarbeit wie geplant funktioniert, können die Araber ihren Kunden ab 2012 über ihr Drehkreuz Abu Dhabi Verbindungen aus Asien, Australien oder Nordamerika hin zu Zielen wie Nürnberg, Berlin oder direkt zu den Stränden von Palma de Mallorca anbieten. Das Streckennetz von Air Berlin macht es möglich. Umgekehrt können Air-Berlin-Kunden die Langstreckenflüge von Etihad nutzen.
Mit dem neuen Bündnis kommt zugleich neue Konkurrenz für Lufthansa & Co.: Bislang konnte die Lufthansa wie andere europäische Gesellschaften mit ihrem Zubringernetz in Europa gegenhalten, das den Arabern fehlt. Dieser Vorteil dürfte nun schrumpfen. „Der Einstieg von Etihad ist auch eine Kampfansage an die Lufthansa“, sagt ein Brancheninsider.