Airbus nach Produktionsrekord optimistisch
Toulouse (dpa) - Der Flugzeugbauer Airbus ist 2012 trotz einer Rekordproduktion hinter seinen US-Konkurrenten Boeing zurückgefallen. Auch bei den Bestellungen schnitten die Europäer schwächer ab als ihr Rivale.
Von dem Batterie-Desaster bei Boeings Hoffnungsträger 787 „Dreamliner“ sieht sich Airbus-Chef Fabrice Brégier unterdessen nicht betroffen. Die Elektrik der A350 sei völlig anders konstruiert als beim „Dreamliner„, der nach Rauch an Bord und einer Notlandung nun in weiten Teilen der Welt vorerst nicht mehr abheben darf. Dennoch zeigte Brégier am Donnerstag in Toulouse keine Häme: „Ich würde nicht auf die Probleme der Konkurrenz wetten, um den eigenen Erfolg zu sichern.“
Für das laufende Jahr zeigte sich Brégier optimistisch: Der Flugzeugbauer rechnet mit Bestellungen für 700 Passagiermaschinen und 30 Militärflugzeugen. Mehr als 600 Flugzeuge sollen ausgeliefert werden. Brégier kündigte für 2013 rund 3000 Neueinstellungen an, nachdem 2012 aufgrund des dicken Auftragspolsters bereits 5000 zusätzliche Beschäftigte angeheuert wurden.
Die Entwicklung des neuen Großraumjets A350 als Konkurrent zur 787 ist laut Brégier nach mehreren Verschiebungen nun im Zeitplan. Der Erstflug sei weiterhin für Mitte des Jahres geplant. Auch mit Blick auf die Konkurrenz zeigte sich Brégier sicher: „Boeing wird dieses Problem in den Griff bekommen.“ Die Flugverbote seien ein Beweis für die hohen Sicherheitsstandards im Luftverkehr.
Die Aktie des Airbus-Mutterkonzerns EADS reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Im Tagesverlauf legte das Papier um 4,18 Prozent auf 33,79 Euro zu.
Im abgelaufenen Jahr verließen so viele Verkehrsflugzeuge die Airbus-Werke wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der ausgelieferten Maschinen von 534 auf 588. Diesen standen allerdings 601 ausgelieferte Boeing-Jets gegenüber. Zugleich holte Airbus Aufträge für 914 neue Flugzeuge herein, von denen nach Abzug von Stornierungen noch 833 übrig blieben. Auch hier schnitt Boeing mit netto 1203 Bestellungen besser ab, nachdem Airbus ein Jahr zuvor dank des Erfolgs seines modernisierten Mittelstreckenfliegers A320neo mehr als 1400 Aufträge für sich entschieden hatte. Diesmal konnte Boeing mit seinem Konkurrenzmodell 737-MAX aufholen.
Beim Marktanteil lag der europäische Konzern 2012 allerdings erstmals seit neun Jahren hinter dem US-Rivalen Boeing. Für die verkauften Flugzeuge bezifferte Airbus seinen Marktanteil auf 41 Prozent.
Im laufenden Jahr will Brégier die Produktion weiter aufdrehen. Verkaufschef John Leahy soll trotz der Luftfahrtkrise, die bisher am schärfsten Europa trifft, Neuaufträge für 700 Passagierflugzeuge einsammeln. Davon sollen 25 auf das doppelstöckige Flaggschiff A380 entfallen. Viele Aufträge erwartet Leahy vor allem aus Asien und von Flugzeugleasing-Gesellschaften.
Mit Bestellungen für den A380 hatten sich die Kunden zuletzt zurückgehalten, nachdem an Befestigungsklammern in den Tragflächen Haarrisse aufgetreten waren. Airbus muss die Teile an allen Maschinen austauschen. Das kostet insgesamt eine dreistellige Millionensumme. Auch deshalb dürften in diesem Jahr nur 25 neue A380 die Werkshallen verlassen, fünf weniger als noch 2012. Im Gegenzug sollen nun 25 neue Bestellungen hereinkommen. Im vergangenen Jahr waren es lediglich neun, nicht einmal ein Drittel so viele wie geplant.
Insgesamt gesehen sitzt Airbus allerdings auf einem großen Berg von Aufträgen, der zuletzt weiter wuchs. Der Flugzeugbauer hatte zum Jahreswechsel 4682 Bestellungen im Wert von 638 Milliarden Dollar in den Büchern stehen. „Der Auftragsbestand lastet uns rechnerisch für fast acht Jahre aus“, Leahy.
Derweil müssen die Airbus-Kunden seit Jahresbeginn tiefer in die Tasche greifen. Im Schnitt stiegen die Listenpreise um 3,6 Prozent. Für eine A380 werden demnach statt 389,9 Millionen nun 403,9 Millionen US-Dollar (303,9 Mio Euro) fällig. Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen Nachlässe im zweistelligen Prozentbereich üblich.
Der Militärtransporter A400M soll nun nach zahlreichen Verzögerungen im ersten Quartal dieses Jahres seine Zulassung bekommen. Die erste Auslieferung an die französische Armee plant Airbus-Chef Brégier für das zweite Quartal.
Insgesamt arbeiten jetzt 59 000 Menschen für den Airbus-Konzern. Einen leichten Schwerpunkt bei den Einstellungen gebe es bei den Produktionsstätten in Frankreich, sagte Brégier.