Aktie von Solar Millennium schmiert ab

Erlangen (dpa) - Die Aktie des Solartechnik-Herstellers Solar Millennium ist am Freitag auf Talfahrt gegangen. Das Papier verlor nach einer radikalen Kehrtwende des Unternehmens bei einem Prestigeprojekt in den USA fast 60 Prozent.

Solar Millennium hatte am Vortag angekündigt, bei einem geplanten Großkraftwerk in Kalifornien noch einmal ganz von vorne beginnen zu müssen. Statt wie bislang auf Solarthermie will das Unternehmen nun auf herkömmliche Photovoltaikmodule setzen. Zudem rutschte das Unternehmen im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres noch tiefer in die roten Zahlen. Der Nettoverlust stieg um 42 Prozent auf 40,7 Millionen Euro.

„Man weiß nicht mehr, wo das Unternehmen hin will“, sagte Analyst Sebastian Zank von Quandt Research. Damit sei die Glaubwürdigkeit von Solar Millennium nicht zum ersten Mal beschädigt.

Vorstandschef Christoph Wolff begründete den Strategiewechsel in den USA mit veränderten Marktbedingungen: „Während vor weniger als zwei Jahren solarthermische Kraftwerke den günstigeren Strom lieferten, hat sich das Verhältnis mit den stark fallenden Photovoltaik-Modulpreisen insbesondere aus Asien in das Gegenteil verkehrt.“ Kurzfristige Erhöhungen bei Rohstoff- und Baupreisen hätten dagegen beim ursprünglich geplanten Projekt die Eigenkapitalrendite und die Risikovorsorge in Gefahr gebracht.

Eigentlich wollte Solar Millennium am Standort Blythe in der kalifornischen Wüste riesige Parabolspiegel zur Bündelung des Sonnenlichts aufstellen. Die dadurch entstehende Wärme soll Wasser zum Kochen bringen und mit dem Dampf Turbinen antreiben. Das Blythe-Projekt sollte die Leistungsfähigkeit eines Atomkraftwerks erzielen. Dafür lagen alle Genehmigungen und Förderungen vor. Trotzdem gelang die Finanzierung nicht. 2,8 Milliarden Dollar sollte der erste Teil des Projekts kosten, 75 Prozent davon waren durch Garantien der US-Regierung abgesichert.

Darauf verzichtet das Unternehmen nun. Stattdessen will es das Photovoltaik-Projekt fortan auf dem freien Kapitalmarkt finanzieren. Es gelte aber als fraglich, ob für das Solarthermiekraftwerk abgeschlossene Stromabnahmeverträge mit einem lokalen Versorger bestehen bleiben, sagte Analyst Zank. Zudem ist Solar Millennium in der Photovoltaik-Branche bislang nicht aufgefallen, auch wenn Vorstandschef Wolff sagte, dass bei der US-Tochter „bereits entsprechende Expertisen aufgebaut“ worden seien.

Zudem erläuterte der Manager, dass die Entscheidung keine Abkehr von der Kerntechnologie seines Unternehmens sei. „Wegen der Grundlastfähigkeit messen viele Regionen auch weiterhin dieser Technologie eine hohe Bedeutung in ihrem Energiemix bei und stützen damit die Wachstumsaussichten von Solar Millennium.“ Die Technik soll etwa beim Wüstenstromprojekt Desertec eine wichtige Rolle spielen.