Allianz warnt vor Euphorie: Finanzkrise nicht überwunden
München (dpa) - Europas größter Versicherungskonzern Allianz sieht trotz stark steigender Gewinne keinen Grund für Freudensprünge. „Die friedliche Ruhe an den Finanzmärkten ist kein Beleg dafür, dass wir die Finanzkrise überwunden haben“, sagte Finanzvorstand Dieter Wemmer in München.
Auch große Naturkatastrophen könnten die Allianz jederzeit treffen. Die Prognose für das Gesamtjahr hob der Dax-Konzern deshalb nicht an, obwohl Gewinn und Umsatz im ersten Quartal wesentlich stärker zugelegt hatten als erwartet. Es wäre aber „unangebracht“ das Quartalsergebnis auf das Jahr hochzurechnen, sagte Konzernchef Michael Diekmann.
Überraschend war vor allem ein kräftiges Plus im Geschäft mit der Kranken- und Lebensversicherung, das unter der Zinsflaute an den Kapitalmärkten leidet. Beim operativen Ergebnis verzeichnete die Sparte zwischen Januar und März ein Plus von 3,6 Prozent auf 855 Millionen Euro - Experten hatten wegen der Niedrigzinsen einen Rückgang befürchtet. Der Umsatz stieg um 8,3 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro. In vielen Ländern gab es zweistellige Zuwachsraten.
In ihrem Neugeschäft erzielte die Allianz eine Gewinnspanne von 1,8 Prozent - was aus Sicht von Wemmer angesichts des Marktumfeldes ein gutes Ergebnis ist. Um sich von jahrzehntelangen Gewinnversprechen zu befreien, will die Allianz im Sommer aber neue Modelle für die Lebensversicherung vorstellen, bei denen der Garantiezins nur noch für die erste Zeit festgesetzt und danach neu berechnet wird.
Bereits bei der Hauptversammlung in der vergangenen Woche hatte die Allianz die Eckdaten für das Quartal vorgelegt, dabei aber keine Details für die einzelnen Sparten genannt. Insgesamt verdiente der Konzern im ersten Quartal 1,7 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr. Der Umsatz legte um 6,6 Prozent auf 32 Milliarden Euro zu - soviel wie noch nie in einem Quartal.
Den größten Teil davon steuerte mit 15,2 Milliarden Euro die Schaden- und Unfallversicherung bei. Belastet wurde sie im ersten Quartal im wesentlichen von den Überflutungen in Australien, weitere große Katastrophen blieben aber aus. Der operative Gewinn legte um 11,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu. Wemmer sprach von einem der besten Quartale seit Jahren in dieser Sparte.
Trotz der Zuwächse hält die Allianz an ihrer alten Prognose für das Jahr 2013 fest. „Wir gehen davon aus, dass die Märkte angesichts niedriger Zinsen schwierig bleiben, die sowohl Sparer als auch Investoren betreffen“, sagte Wemmer. Somit bleibt es bei der Erwartung eines operativen Gewinns von 9,2 Milliarden Euro mit einer Abweichung von 500 Millionen Euro nach oben oder unten. Im ersten Quartal hat die Allianz davon bereits 2,8 Milliarden Euro eingefahren.