Altes Flughafen-Terminal in Schönefeld könnte in Betrieb bleiben
Schönefeld (dpa) - Wenn er eines Tages startet, ist der neue Hauptstadtflughafen vermutlich schon zu klein. Mehdorn braucht deshalb ein zweites Standbein. Derweil verabschiedet sich sein Aufsichtsratschef.
Das alte Schönefelder Flughafen-Terminal könnte wegen der Platzprobleme im neuen Hauptstadtflughafen nach dessen Start noch jahrelang in Betrieb bleiben. Der Aufsichtsrat erlaubte Flughafenchef Hartmut Mehdorn am Freitag, seine Überlegungen dazu fortzusetzen. Das Kontrollgremium hatte dafür schon im Juni fünf Millionen Euro als Planungsmittel freigegeben.
Wie das Unternehmen mitteilte, muss Mehdorn aber mit dem Bund einen Weg finden, auch die Flugbereitschaft der Bundeswehr auf dem Gelände unterzubringen. Sie wollte das alte Terminal eigentlich nutzen, bis nebenan ein neues Regierungsterminal gebaut ist.
Das starke Wachstum im Berliner Luftverkehr wird für die Betreiber des neuen Hauptstadtflughafens zum Problem: Der Neubau ist vermutlich schon bei der Eröffnung zu klein.
Flughafenchef Hartmut Mehdorn will parallel zum Neubau das benachbarte alte Schönefelder Terminal weiterbetreiben. Eigentlich sollte es nach der Eröffnung des Neubaus, die weiter auf sich warten lässt, schließen. Doch nun will Mehdorn dort die Passagiere der Billigflieger abfertigen.
Er muss jedoch erklären, wo dann die Flugbereitschaft und der Protokollbereich untergebracht werden, bis ein neuer Regierungsflughafen steht. Vereinbart ist, dass sie zunächst in das Terminal des früheren DDR-Zentralflughafens Schönefeld einziehen.
Zum letzten Mal leitete der scheidende Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die Sitzung des Kontrollgremiums. Wer seinen Platz im Aufsichtsrat einnimmt und wer neuer Vorsitzender wird, ist noch offen. Wowereit gibt am 11. Dezember sein Regierungsamt ab.
Weil zudem beim zweiten der drei Flughafen-Eigentümer, dem Land Brandenburg, nach der Wahl gerade die Regierungsbildung läuft, galten weitreichende Beschlüsse schon vorab unwahrscheinlich. Weder Wowereit noch Mehdorn gaben nach der Sitzung Erklärungen ab, das Unternehmen beschränkte sich auf eine Pressemitteilung.
Der neue Flughafen ist für 27 Millionen Passagiere jährlich gebaut. Mehdorn warnte kürzlich, unmittelbar nach der Eröffnung könne er nur bis zu einer Grenze von etwa 21 Millionen Passagieren für einen gelungenen Start garantieren. Im vergangenen Jahr fertigten die bestehenden Flughäfen Tegel und Schönefeld aber schon 26,3 Millionen Passagiere ab. Im zurzeit frühestmöglichen Eröffnungsjahr 2016 müsste der Neubau nach einer Studie schon gut 31 Millionen Passagiere bewältigen.
Mehdorn will im Dezember sagen, wann der Flughafen nach mehreren Verzögerungen in Betrieb gehen kann. Die Kosten werden derzeit mit 5,4 Milliarden Euro veranschlagt.
Nach dpa-Informationen besprach der Aufsichtsrat auch den Abschlussbericht einer internen Ermittlergruppe, die Vergabeverfahren durch den früheren Technikchef Jochen Großmann unter die Lupe genommen hatte. Ihm wird Bestechlichkeit vorgeworfen, zudem soll er Preisabsprachen ermöglicht haben. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt, Großmann will die Vorwürfe entkräften. Neue Vorwürfe brachte der Abschlussbericht dem Vernehmen nach nicht.